Wien/Gumpoldskirchen - Das Match um die begehrten Kasinolizenzen für Wien und Niederösterreich hat einen überraschenden Ausgang genommen. Zwei Konzessionen gehen - wie in der Branche erwartet - an den niederösterreichischen Novomatic-Konzern und eine an ein Bieterkonsortium, dass den Standort am Palais Schwarzenberg kaufen wollte.

Der bisherige Monopolist Casinos Austria geht somit leer aus. Das für die Vergabe zuständige Finanzministerium bestätigte am Freitag, dass Bescheide ausgesandt wurden. Wer den Zuschlag erhalten habe, dürfe man aber aus Gründen der Amtsverschwiegenheit nicht sagen. Das Konsortium teilte zuvor bereits mit, dass man den Standort am Palais Schwarzenberg erhalten habe.

Überraschende Entscheidung gegen Casinos Austria

Die Entscheidung des Ministeriums kommt überraschend, denn der eigens für die Vergabe der Glücksspiellizenzen eingerichtete Expertenbeirat hatte die Casinos Austria ursprünglich für alle drei Standorte erstgereiht. Nach politischen Interventionen, unter anderem durch Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP), änderte das Gremium aber diese Woche offenbar seine Meinung.

Laut den neuen Bescheiden, so die "Presse", darf Novomatic seine Automatenhalle im Wiener Prater zu einem Vollkasino ausbauen. Die Casinos Austria haben somit mit ihrem Vorhaben, ebenfalls im Prater direkt neben dem Riesenrad eine Spielbank zu errichten, das Nachsehen.

Luxuskasino im Palais Schwarzenberg

Die zweite Wiener Lizenz, die unter anderem die umkämpfte Innenstadt umfasst, geht demnach überraschend an die Schweizer Stadtcasino Baden sowie den deutschen Automatenkonzern Gauselmann. Sie wollen gemeinsam im Palais Schwarzenberg ein Kasino errichten. Die Bauzeit beträgt laut früheren Aussagen von Detlef Brose, Chef der Stadtcasino Baden AG, rund ein Jahr. Das Konsortium möchte das Palais um 50 Millionen Euro umbauen, für weitere 18 Millionen Euro würde eine Wiener Firma eine Tiefgarage errichten.

Der barocke, seit 2006 leerstehende Prunkbau der Familie Schwarzenberg hätte schon vor Jahren saniert werden sollen. Der austro-saudische Investor Mohammend Al Jaber wollte das Palais in ein Hotel verwandeln, wegen Geldstreitigkeiten mit der Volksbanken-Tochter Immoconsult scheiterte das Projekt jedoch.

Sollte das "Grand Casino Wien" Wirklichkeit werden, will die Stiftung der Familie Schwarzenberg einen Teil des acht Hektar großen Palais-Parks der Öffentlichkeit zugänglich machen. Plan B wäre der Bau einer Luxussiedlung. Zielgruppe des Palais-Kasinos sind superreiche Gäste aus dem Ausland.

Die künftige Spielstätte befindet sich in der Nähe des Standorts der Casinos Austria in der Kärntner Straße, die kürzlich ebenfalls bekanntgegeben haben, sich mehr auf wohlhabende Touristen ausrichten zu wollen.

Bruck an der Leitha bekommt Novomatic-Kasino

Für die Lizenz, die die Wiener Bezirke 3 bis 19 sowie 23 umfasst, gab es die meisten Bewerber. Novomatic spitzte auf eine Berechtigung für sein Monte-Laa-Casino im Böhmischen Prater, die Casinos Austria hatten sich für einen Standort Nahe der U-Bahn-Station Längenfeldgasse im 15. Bezirk beworben, und der Investor Michael Tojner wollte zusammen mit den börsennotierten Century Casinos in seinem Innenstadthotel Intercontinental Fortuna herausfordern.

In Niederösterreich kommt laut dem Bericht ebenfalls Novomatic zum Zug. Der Konzern darf demnach in seinem Heimatbundesland einen Glücksspieltempel in Bruck an der Leitha bauen. Auch für Niederösterreich hatten ursprünglich die Casinos Austria mit ihrem Vorhaben in Krems die Nase vorn, die Landesregierung stellte dem Casinos-Projekt jedoch in einer Stellungnahme ein vernichtendes Urteil aus.

Pröll und Häupl für Novomatic

Die Intervention seines Parteifreundes Pröll brachte Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP) in eine schwierige Situation. Politisch heikel ist auch, dass sich der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) auf die Seite von Novomatic und des Schwarzenberg-Projeks geschlagen haben soll. In der Branche galt es schon lange als fix, dass man Novomatic in Wien nicht leer ausgehen lassen könne, da hier das kleine Glücksspiel ab 2015 verboten sein wird - was Novomatic zum Zusperren seiner Automatenhallen gezwungen hätte.

Der Expertenbeirat des Finanzministeriums unter Leitung des langjährigen Sektionschefs Wolfgang Nolz hatte ursprünglich für alle drei Standorte die Casinos Austria bevorzugt, die schon die zwölf bestehenden Kasinos in Österreich betreiben. Das Gremium vergab Punkte, ein entscheidendes Kriterium war die Erfahrung auf dem Glücksspielmarkt. Laut dem Zeitungsbericht wurden jetzt "neue Aspekte" ins Treffen geführt. Juristen zufolge hätte Spindelegger massiven Begründungsbedarf, würde er der Empfehlung des Beirats nicht folgen. (APA, 27.6.2014)