Hundert Namenszettel liegen auf dem Boden verstreut. Bis Freitag müssen sie ihren Platz an den Tischen der Hochzeitsgesellschaft der 1000. eingetragenen Partnerschaft in Wien finden. Ein Jahr lang planen Claudia Friesinger und Anna Palienko schon ihren "hoffentlich einzigartigen" Tag.

Seit der Einführung der "Eingetragenen Partnerschaft" im Jahr 2010 entschieden sich laut Statistik Austria bis Ende 2013 österreichweit 1892 lesbische und schwule Paare zu dieser eheähnlichen Lebensform - weitaus weniger als Eheschließungen: Allein heuer bis April ließen sich 6594 heterosexuelle Paare trauen.

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Oliver R. ist seit April 2012 verpartnert. "Auch um eine Absicherung zu haben", sagt er. Wichtige rechtliche Gründe für die Verlobung lagen für die beiden Männer im Wohnungs- und Mietrecht. "Vordergründig war es aber natürlich die Liebe: Es ist ein Zeichen. Die Leute sollen wissen, dass wir ein Paar sind." Solange es zwei Rechtsinstitute für Partnerschaften in Österreich gibt, sei "jede Verpartnerung auch ein gesellschaftspolitisches Zeichen der Sichtbarkeit und Forderung nach gleichen Rechten für alle".

Für die beiden Frauen war es ein Entschluss, kein Antrag, erinnert sich Friesinger an die Verlobung im Jahr 2010. Davor hatten sie eine Beziehungspause. Danach war klar, dass es "etwas Fixes ist", sagt Palienko. Nach vier Jahren trauen sie sich nun wirklich.

Crème oder Champagner

Das Schwierigste an der Planung sei die Wahl der Outfits. "Bei einer heterosexuellen Hochzeit ist das leichter", lacht Friesinger. Die zwei Bräute wollen aber beide Kleider tragen, also kämpften sie sich durch Champagner-, Weiß- und Crème-Töne, bis endlich zwei auf "Stil und Farbe" abgestimmte Modelle gefunden wurden.

Mit der 1000. eingetragenen Partnerschaft zählt Wien fast die Hälfte aller Verpartnerungen Österreichs. "Wir haben die gesetzliche Grundlage soweit ausgenutzt, dass es immer schon eine Zeremonie mit Ja-Worten sowie Trauzeugen gab", so Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Das "Wiener Verpartnerungspaket" erlaubt eine Verpartnerung an den gleichen Orten wie Hochzeiten.

In Vorarlberg dagegen haben schwule und lesbische Paare keine Chance, an einem stimmungsvollen Ort den Schritt ins gemeinsame Leben zu tun. Beliebte Standesämter in historischen Gebäuden bleiben ihnen verwehrt. Partnerschaften können nur in wenig romantischen Amtsstuben von Bezirkshauptmannschaften geschlossen werden.

Höchstgericht öffnete Saal

In Graz brauchte es ein Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes, um den Trauungssaal der Stadt für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen. Nach Jahren der Flaute wird deshalb in der steirischen Landeshauptstadt steigendes Interesse an Verpartnerungen registriert. "Es ist für viele ein großes Anliegen, auch in diesem schönen Ambiente ihre Zeremonie zu feiern", sagt Claudia Fantur, zuständig für Verpartnerungen in Graz.

Der bundesweite Trend zeigte aber zuletzt nach unten. Verpartnerungen gab es nur in Städten, die wenigsten fanden bisher im Burgenland (36 bis 2013) statt, viele weichen nach Wien aus. Auch R. erinnert sich positiv an die Offenheit der Hauptstadt. "Wir wollten am Standesamt heiraten und Zeugen haben", das war 2012 nur in Wien möglich.

Wiener Landtag fordert Gleichstellung

Trotz rechtlich noch vorhandener Nachteile im Vergleich zu einer Ehe ist für viele Paare die eingetragene Partnerschaft eine Erleichterung. "Weil es eine institutionalisierte Lebensgemeinschaft ist, ist es für uns einfacher, unsere Beziehung am Arbeitsplatz zu benennen", so Palienko. "Es ist eine sichtbare Form einer homosexuellen Beziehung, die davor oft nicht ernst genommen wird." Die Verpartnerung sei "eher akzeptiert". Mit dem gemeinsamen Namen würden sie auch mehr als Familie wahrgenommen werden.

Politisch gibt es immer mehr Stimmen für eine echte Homo-Ehe. Der Wiener Landtag forderte am Montag die Bundesregierung zur völligen Gleichstellung von Lesben, Schwulen und Transgenderpersonen auf. (ook, jub, ker, mue, spri, stein, wei, DER STANDARD 1.7.2014)