Die IT-Evolution soll laut dem Münchner Stadtrat weitergehen.

Foto: Stadtregierung München

Die Diskussion um LiMux geht in die nächste Runde. Am Wochenanfang hatten die neugewählten Münchner Bürgermeister der SPD und CSU das Open Source-Projekt massiv kritisiert. Die Antwort vom dortigen Stadtrat ließ jedoch nicht lange auf sich warten, so soll es trotz der Schelte keine ernsthaften Überlegungen geben, LiMux zu beenden. Gegenüber heise.de gab Bettina Messinger, Sprecherin der SPD-Fraktion für Personal, Verwaltung und IT an, dass “es bei dem Thema keine neue Haltung“ geben würde. Die damalige Entscheidung sei “mutig“ gewesen, weiters will die SPD-Fraktion an dem Projekt “nichts ändern“.

“Baustellen“ und “kritische Stimmen“

Weiters gebe es bei LiMux zwar “Baustellen“ und auch “kritische Stimmen“, dies soll im EDV-Bereich laut Messinger nichts Ungewöhnliches sein. Bei ihrem Arbeitgeber, der Gewerkschaft ver.di wurde etwa kürzlich auf Windows 8 umgestellt und da würde “auch nicht alles funktionieren“, so die SPD-Sprecherin gegenüber Heise. Messinger fordert jedoch, dass die Fachanwendungen vermehrt angepasst und das IT-Personal der Verwaltung aufgestockt wird, um das Open-Source-Projekt laufend zu verbessern und nutzerfreundlicher zu gestalten.

Bürgermeister war an Microsoft-Deal beteiligt

Etwaige Absprachen der Stadtführung, zu Microsoft zurückzukehren soll es laut der SPD-Sprecherin nicht gegeben haben. Ein LiMux-Zusammenhang mit der Verlegung von Microsofts Zentrale nach München wurde ebenso dementiert. Bekannt ist allerdings, dass der neugewählte SPD-Bürgermeister an dem Deal mitgewirkt hat. Microsoft hatte kürzlich bekannt gegeben, dass der Deutschlandsitz von Unterschleißheim nach Schwabing verlegt wird, ein Stadtteil Münchens.

“Sachfremde Einzelmeinung eines Juristen“

Vonseiten der CSU- und Grünen-Fraktion gibt es ebenso klare Unterstützung für das Open Source-Projekt. Der CSU-Sprecher Otto Seidl gab etwa an, dass die Kritik des zweiten Bürgermeisters aus der eigenen Fraktion eine “sachfremde Einzelmeinung eines Juristen“ sei. Bei einer Rückkehr zu Windows müssten laut Seidl die hohen Kosten berücksichtigt werden, weiters sei Microsoft auch nicht der “Himmel der IT-Welt“. Auch die Grünen sehen den Ausstieg aus dem Projekt als “teuren Schildbürgerstreich“. Die bisherige rot-grüne Stadtspitze hätte das Projekt vorangetrieben und unterstützt, die Grünen hoffen, dass die neuen Bürgermeister keine “verhängnisvolle Rolle rückwärts“ beabsichtigen.

Gründe könnten laut FSFE woanders liegen

Die Free Software Foundation Europe (FSFE) meldete sich bei der Causa ebenso zu Wort, so sollen die IT-Probleme genauer untersucht werden. Ein Sprecher gab gegenüber Heise an, dass diese auch an den bestehenden Strukturen, veralteter Hardware, bürokratischen Verfahren und mangelnder Kommunikationsbereitschaft liegen könnten und nicht etwa an dem Linux-Client.

Linux in Wien

Hierzulande wurde 2005 mit dem Projekt Wienux ähnliches angestrebt, damals konnte auf 4800 von insgesamt 18.000 PC-Arbeitsplätzen der Stadtverwaltung wahlweise Wienux oder Windows 2000 verwendet werden. 2008 war die von der Stadt entwickelte Linux-Version nicht mehr verfügbar, 2009 wurde das Projekt komplett eingefroren. (dk, derStandard.at, 19.07.2014)