Schon wieder zentrales Weltkriegsgelände, schon wieder gänzlich unhistorisch bereist, trotz Historikerin an meiner Seite: Kobarid, nah der atemberaubend türkisen Soča, im schmucken alten Gasthaus Hiša Franko.

Wenn dieses Stichwort fällt, leuchten die Augen vieler schlagartig, auch die vom kundigen Kollegen Corti. Ich habe niemanden gefunden, der nicht begeistert war von von der Küche und ihrer Chefin Ana Roš, von den wirklich eindrucksvollen slowenischen Weinen, die ihr Mann und Sommelier Valter Kramar auffährt, von den schicken Zimmern. Das schraubt natürlich die Erwartungen ganz schön hoch.

Wenn man dann noch gerade aus Kärnten kommt, von Frierss wirklich feinem, wiewohl natürlich nicht vergleichbarem Haus. Und wenn dann noch die Reservierung nicht ins Reservierungsbuch gefunden hat und leider heut kein Zimmer frei ist, dann hat man's nicht so leicht mit dem Fidler.

Ich frage mich an diesem Abend aber auch ganz ungrantig da und dort, warum Ana Roš für ihre Regionalität so gelobt wird - aber vielleicht ist die im Mai noch nicht so leicht auszuspielen.

Daher: Hiša Franko in zwei Teilen. Einem gar nicht so begeisterten - unter den erschwerten Startbedingungen. Und einem zweiten, mit einem nicht nur ausführlicheren Menü. Hier erst einmal der schwierige Einstieg.

So schwierig war der Einstieg gar nicht: formidable, grobe, weiche Wurst.

Foto: Harald Fidler

Noch ein kleiner Gruß aus der Küche - Forelle nach meiner Erinnerung, cremig und Rogen, gut, aber die Begeisterung muss noch nicht ausgepackt werden.

Foto: Harald Fidler

Langsam beginne ich, keineswegs ein Zwängler der regionalen Küche, ein bisschen zu grübeln über der Speisenfolge in den slowenischen Bergen: Jakobsmuschel, quasi paniert und nicht nur deshalb für die Wunderbare eine wahre Freude, Wolfsbarsch, Scampi...

Foto: Harald Fidler

...., ja vor allem die Scampi in den Teigtaschen haben mich zwischendurch ein Stückchen enttäuscht: ziemlich lasch bis letschert bissen sich die nämlich.

Foto: Harald Fidler

Der Wolfsbarsch unterm Schaumhäubchen untadelig, aber da fällt mir wieder die Sache mit der Regionalität ein. Gut, Slowenien hat ja ein paar Kilometer Küste, da lacht auch der Herr Ober. Der sich übrigens dankenswerterweise rührig um die - in der Tat hoch spannende - Weinversorgung kümmert.

Foto: Harald Fidler

Wer dem Fidler rosiges Wild serviert, versöhnt ihn rasch und lässt ihn nicht weiter über regionale Fragen grübeln.

Foto: Harald Fidler

Dafür gibt uns aber das Dessert noch eine andere Frage mit auf den Weg: Das Millefeuille von Karamell, Aprikose und Rose ist nicht nur sehr, sehr oberslastig, das Karamell fällt ausgesprochen bitter aus.

Wir grübeln noch ein Weilchen auf der Heimfahrt, ob das womöglich gar Absicht war. Und sind also ziemlich gespannt, was Ana Roš´uns am nächsten Abend serviert. Bleiben Sie dran. (Harald Fidler, derStandard.at, 29.7.2014)

Foto: Harald Fidler