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Ob Fisch noch in Ordnung ist, ist mitunter schwer zu sagen.

Foto: AP Photo/Joerg Sarbach

Schnitzel, Pommes oder deftige Eintöpfe wandern in der heißen Jahreszeit fast automatisch an das untere Ende der Nahrungskette. Bei tropischen Temperaturen machen am Tisch leichte Sommergerichte das Rennen. Vor allem Fische gewinnen an Dominanz am Teller - nichts schwer Verdauliches soll Magen und Kreislauf belasten.

Doch mitunter tritt genau das Gegenteil ein: Ist bei dem Wassergetier nicht mehr alles so frisch unter der Flosse, liegt die leichte Küche meist nur kurz schwer im Magen – ehe sich der Genießer die Sache noch einmal durch den Kopf gehen lässt.

Bakterien bilden Giftstoffe

Grund für Erbrechen und Durchfall ein bis zwei Stunden nach der Mahlzeit sind Toxine, die über das Essen in den Magen-Darm-Trakt gelangen. Die Bakterien bilden die Giftstoffe schon in und auf der Nahrung, die Symptomatik tritt deutlich rascher ein als etwa bei einer Lebensmittelinfektion. Dabei dringen zunächst die Erreger in den Magen-Darm-Trakt ein, vermehren sich und rufen erst bis zu zwölf Stunden später Beschwerden hervor. Zu den klassischen Auslösern zählen Campylobakter-Bakterien, Salmonellen, Listerien und Noroviren.

Wird, insbesondere jetzt in der heißen Jahreszeit, die Kühlkette unterbrochen oder der Fisch nicht mehr frisch zubereitet, so bilden sich Toxine. Nach dem Verzehr kommt es im Körper zu einer vermehrten Umwandlung von Histidin (Aminosäure) in Histamin.

Hitzewelle und Herzklopfen

"Unmittelbar nach der Aufnahme verursacht Histamin eine Hitzewelle und Herzklopfen. Eine weitere Folge sind dann die klassischen Magen-Darm-Probleme", erläutert Oberarzt Thomas Bamberger vom Linzer AKH im Gespräch mit der derStandard.at. Normalerweise würden die Beschwerden aber rasch wieder abklingen: "Der Spuk ist nach ein bis zwei Tagen vorbei. Wichtig ist nur, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen."

Die weltweit häufigste Fischvergiftung ist aber die so genannte Ciguatera-Vergiftung. Diese trete verbreitet in tropischen Ländern, am häufigsten in der Karibik, erklärt Bamberger. Weltweit erkranken jedes Jahr etwa 60.000 Menschen an Ciguatera. Bamberger: "Verursacher ist das neurologische Gift Ciguatoxin, welches von so genannten Dinoflagellaten gebildet wird. Das sind einzellige Meeresbewohner der Tropen, die auf Tang-Algen leben. Riff-Fische ernähren sich von solchen Algen und nehmen dabei die Einzeller samt Gift auf. Durch größeren Raubfische wandert das Gift in der Nahrunskette nach oben. Am Ende sitzt der Mensch bei Red Snapper oder Makrele und verleibt sich das Gift unbemerkt ein."

Reaktion auf Fischeiweiß

Bei ein bis zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung ist der Ursprung für eine heftige körperliche Reaktion nach einer Fischmahlzeit eine allergische Reaktion. "Da sind keine Toxine im Spiel. Es ist die Reaktion auf das Fischeiweiß – eine klassische Allergie." Neben einem schnellen Puls tritt oft Nesselausschlag auf, der Rachen kann anschwellen. Sogar ein Asthma-Anfall ist möglich. "Eben eine klassische Reaktion auf das Eiweiß, welches vorwiegend in Meeresfrüchten vorkommt. Vor allem ist es heikel, wenn die Meeresfrüchte noch roh sind, denn durch das Kochen wird das Eiweiß bereits denaturiert“, so Bamberger.

Ob der Fisch noch in Ordnung ist, lässt sich mitunter schwer erkennen. Bamberger: "Wenn er stinkt, merkt man es natürlich beim Kauf. Im Gasthaus lässt sich aber schwer nachvollziehen, ob die hygienischen Bedingungen perfekt waren." Um auf Nummer sicher zu gehen, empfiehlt der Mediziner, selbst auf die "Jagd" zu gehen: "Frischer als ein in unseren heimischen Gewässern selbst geangelter Fisch geht’s nicht." (Markus Rohrhofer, derStandard.at, 30.7.2014)