Die Topografie des Mondes auf der Grundlage von Daten, die die NASA-Sonde "Lunar Reconnaissance Orbiter" gesammelt hat. Eine Simulation hat nun die Ursachen für die unregelmäßige Form des Mondes nachgewiesen.

Illu.: NASA

Santa Cruz - Auf den ersten Blick mag er wie eine perfekte Sphäre erscheinen, tatsächlich aber ist der Mond recht unregelmäßig geformt. Warum er ein wenig abgeplattet ist und an der erdabgewandten Seite eine signifikante Aufwölbung besitzt, war lange Zeit umstritten. In einer am Mittwoch in der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlichten Studie liefert eine Gruppe von US-Wissenschaftern nun eine Erklärung dafür, warum der Erdtrabant ein wenig so aussieht wie eine Zitrone, deren Längsachse in Richtung Erde weist.

Nach der allgemein anerkannten Theorie wurde der Mond vor etwa 4,4 Milliarden Jahren durch den Zusammenstoß der jungen Erde mit dem Protoplaneten Theia gebildet. Das etwa marsgroße Objekt streifte den Globus und schleuderte große Mengen an Material in den Weltraum. Binnen weniger hundert Jahre entstand so ein Proto-Mond in einem Abstand von nur rund 60.000 Kilometern zur Erdoberfläche. In den folgenden rund 10.000 Jahren sammelte der Erdtrabant die restlichen Bruchstücke im Orbit ein und wuchs zur annähernd heutigen Masse heran. Die endgültige Form des Mondes war dagegen zu diesem Zeitpunkt noch nicht festgelegt.

Erdanziehungskraft knetet den Mond durch

Die Forscher um Ian Garrick-Bethell von der University of California in Santa Cruz fanden nun heraus, dass die Erde - rund 80 Mal massereicher als der Mond - durch die anfangs geringe Distanz zwischen den den beiden Himmelskörpern enorme Gezeitenkräfte auf den Mond ausübte. Dieser gravitative Einfluss in Kombination mit jenem der Sonne erhitzten das Innere des Mondes und machten ihn formbarer.

Die Anziehungskraft der Erde zerrte an ihrem neuen Begleiter, was dazu führte, dass die Mond-Kruste in der Polregion dünner und in der Erde zu- bzw. abgewandten Bereichen allmählich dicker wurde. Für seine ellipsoidale Deformation sorgte darüber hinaus die Eigenrotation des Mondes. Während der Mond sich allmählich von der Erde entfernte kühlte er aus und seine unregelmäßige Gestalt gefror gleichsam zur heute bekannten Form.

Die Berechnungen von Garrick-Bethell und seinem Team stimmen in weiten Teilen mit bisherigen Erkenntnissen über die Mondgestalt überein - mit einer Ausnahme: Die Symmetrieachse des Modells weicht um 34 Grad von der Symmetrieachse des Gravitationsfeldes ab. Die Forscher glauben, dass dafür der Einschlag eines großen Objektes zu einem späteren Zeitpunkt verantwortlich ist, der die Rotationsachse des Mondes kippen ließ. (APA/red, derStandard.at, 31.07.2014)