Früher wurden hier Waffen produziert, heuer zieht Paulus Manker mit "Alma - A Show Biz ans Ende" vorübergehend in die "Serbenhalle" ein.

Foto: Alma Produktion / Sebastian Kreuzberger

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Neue "Alma"-Stätte gefunden: Paulus Manker.

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Wiener Neustadt - Wer Paulus Manker dieser Tage an seinem vorübergehenden Arbeits- und Schlafplatz besuchen will, sollte keine Stöckelschuhe tragen. Seit zwei Monaten lebt und arbeitet der Schauspieler und Regisseur schon in einer ehemaligen Eisenbahn- und Waffenfabrik in Wiener Neustadt, deren Hallen einst die größten ihrer Art in Europa waren. Der Grund für den ungewöhnlichen Wohnort ist seine langjährige Theaterliebe Alma, für die er 18 Jahre nach der Uraufführung im Sanatorium Purkersdorf und nach etlichen Gastspielabsenzen in Europa, Israel und Übersee das extravagante Quartier aufgetan hat.

Joshua Sobols opulentes Stationendrama über Leben, Lieben und Wüten der Künstlertochter Alma Schindler, ihrer Ehemänner Gustav Mahler, Franz Werfel und Walter Gropius sowie ihrer Liebhaber Alexander Zimlinsky und Oscar Kokoschka spielt sich diesmal in der Roigkhalle in Wiener Neustadt ab.

Zu verdanken ist dies dem Besitzer: Kunstmäzen Christian Blazek stellt sie kostenlos zur Verfügung. Zum anderen ist es irgendwie auch das Verdienst von Mankers wunderbarer Frau Mama. Bei den Feierlichkeiten zu Hilde Sochors 90. Geburtstag hat es zwischen Manker und Niederösterreichs Landeshauptmann sozusagen gefunkt. Manker nutzte die Gelegenheit und klagte Pröll sein Leid über Wiens Kulturpolitiker und deren Knausrigkeit; seit Jahren gäbe es höchstens Almosen für seine welt- und weitgereiste Erfolgsproduktion Alma.

"Da hat der Herr Landeshauptmann sofort gesagt: Na, kommen S' zu mir nach Niederösterreich, wir werden das möglich machen." Über konkrete Subventionsbeträge schweigt Manker: "Ich nenn doch keine Summen! Tatsache ist, dass im Sinne des aufgeklärten Absolutismus der Herr Landeshauptmann gesagt hat: 'Das wird gemacht.' Das ist doch gut! So sollen Politiker sein, dafür werden sie schließlich gewählt, dass sie Entscheidungen treffen und nicht nur Volksbefragungen zu jedem Mist abhalten."

Monatelang habe man die stillgelegte Industrieschönheit mit Wow-Effekt entrümpelt, aber auch vorgefundenes Mobiliar für die Produktion aufpoliert, Halle und Nebenräume auf zwei Ebenen bespielbar gemacht, aufregende Ein- und Ausblicksrampen geschaffen, Beautysalon, Ateliers, Küche, Schlafsäle, Bibliotheken installiert, Alma-Busen und -Puppen drapiert, unter anderem auf dem Eisenbahnwagon, der alle Besucher vom Parkplatz in die Halle tuckern wird. Die Tische fürs im Preis inkludierte Galadiner sind auch schon aufgestellt.

Geschichtsträchtiger Ort

Die gigantomanische, 300 Meter lange, 35 Meter hohe ehemalige Raxwerkhalle wurde 1942 von den Nazis in Serbien erbeutet, in 400 Eisenbahnwagons nach Wiener Neustadt verbracht und zur Mauthausen-Außenstelle umfunktioniert: Statt wie bis dahin Lokomotiven mussten die vorwiegend politischen KZ-Häftlinge Waffen und Raketen produzieren, unter anderem die berühmte V2: "Die Serbenhalle, wie sie bis heute im Volksmund heißt, war der Grund, warum Wiener Neustadt neben Dresden eine der zerbombtesten Städte war: 52.000 Bomben fielen hier."

Nein, gruselig findet es Paulus Manker nicht, in einer ehemaligen KZ-Außenstelle Theater zu spielen: "Erstens waren die KZ-Gefangenen nicht hier untergebracht, sondern in einer Baracke, die es nicht mehr gibt. Hier war die Rüstungsfabrik, da haben die politischen Gefangenen gearbeitet - Polen, Franzosen, Russen. Aber man ist sich jeden Augenblick bewusst, dass es ein geschichtsträchtiger Raum ist." (Andrea Schurian, DER STANDARD, 5.8.2014)