Wien - Die Entscheidung für Wien ist gefallen. Und damit wird der ORF laut Generaldirektor Alexander Wrabetz wohl weniger zahlen müssen, als zunächst budgetiert, da das Wiener Angebot über den erhofften 10 Mio. Euro vonseiten der Ausrichterstadt liege, unterstrich der Senderchef im APA-Interview: "Wir präsentieren uns als Land Österreich, da hat die Hauptstadt natürlich einen gewissen Vorteil."

Was hat letztlich den Ausschlag gegeben für Wien?

Wrabetz: Wir hatten drei hervorragende Angebote von Städten und Ländern, die sehr professionelle Vorschläge gemacht haben. Ich habe immer gesagt, dass sich die Entscheidung primär nach vier Kriterien richtet: Was ist die beste Halle für die Durchführung dieses größten Fernsehereignisses der Welt? Was ist das finanzielle Engagement der Host City? Welche Stadt trägt am meisten zum Image des Song Contests bei? Und wer hat die besten logistischen Voraussetzungen - von Hotel bis Flughafen. Aus diesen vier Parametern heraus haben wir dann Wien ausgewählt.

Das bedeutet, dass Wien bei all diesen Parametern vorne lag?

Wrabetz: Das war jetzt keine Wertung, und ich möchte nicht behaupten, dass Wien bei all diesen Aspekten vorne lag, aber jedenfalls bei ausreichend vielen. Das Positive ist, dass wir damit eine Entscheidung getroffen haben, die von der EBU (European Broadcasting Union, Anm.) begrüßt wurde. Und wir haben mit der Wiener Stadthalle die Location in Österreich, die die meisten Musikevents abgewickelt hat und eindeutig am besten die Voraussetzungen für das Fernsehereignis erfüllt. So kann der Greenroom (Aufenthaltsbereich der Teilnehmer während der Show, Anm.) in der Halle aufgebaut werden und wir haben die höchsten Zuschauerzahlen.

Die EBU hätte also die beiden anderen Bewerber abgelehnt?

Wrabetz: Sie hätte diese sicher auch akzeptiert, da auch Graz und Innsbruck technisch geeignet gewesen wären. Es waren drei gute Angebote. Einer ist der Sieger, was keine Zurücksetzung der anderen Orte bedeutet. Letztlich ist es dann meine Entscheidung gewesen aus den genannten Gesichtspunkten. Und wenn wir sagen: Wir präsentieren uns als Land Österreich, da hat die Hauptstadt natürlich einen gewissen Vorteil - abgesehen von der Größe des Einzugsgebiets. Schließlich hoffen wir, dass Länder, die in der Vergangenheit nicht dabei waren wie Tschechien oder die Slowakei, 2015 mit an Bord sind, weil Wien hier eine besondere Anziehungskraft ausübt. Wir machen ein wirklich europäisches Event in der europäischen Musikhauptstadt. Ich glaube, dass mit der Standortentscheidung die Chance gestiegen ist, dass wir zum 60. ESC, also zum Jubiläum, einen wirklich großen Song Contest ausrichten.

Wie sieht der finanzielle Beitrag Wiens zum Event aus?

Wrabetz: Wir liegen mit dem Angebot, das wir nun angenommen haben, aufseiten der Host City deutlich über den Leistungen, die wir budgetiert hatten.

Das bedeutet, das Angebot liegt also über dem anvisierten Wert von 10 Mio. Euro?

Wrabetz: Genau. Die Location wird übernommen, es gibt finanzielle Beiträge zu den Sideevents, zu den Verkehrsdiensten und ein umfassendes Marketing- und PR-Angebot. Das ist mehr als Malmö oder Oslo in den vergangenen Jahren beigetragen haben und liegt dabei deutlich über unserem Budgetpfad. Der wirtschaftliche - insbesondere Werbewert - für die Host City ist aber natürlich auch beträchtlich.

Der ORF wird also weniger als 15 Millionen Euro zahlen müssen, da das Gesamtbudget mit 25 Millionen Euro projektiert war?

Wrabetz: Genau - oder wir haben mehr Geld fürs Programm. Aber wir werden wahrscheinlich deutlich unter dem liegen, was unsere geplanten 15 Millionen waren. Und dass wir jetzt die Entscheidung treffen konnten, bedeutet, dass wir sehr gut im Zeitplan liegen. Jetzt haben wir die wichtigen Eckpunkte. Und das endgültige Budget werden wir dann erst im Oktober vorlegen.

Die Frage ist also noch offen, ob es beim Gesamtbudget von 25 Mio. Euro bleibt und Sie mehr ins ESC-Programm investieren, oder ob das Gesamtbudget niedriger ausfällt?

Wrabetz: Genau. Wir wollen ja einen Song Contest, auf den die Österreicher stolz sind und der Europa beeindruckt. Deshalb werden wir umfangreiche Vorberichterstattung zum ESC machen - schon bei der Auswahl des österreichischen Kandidaten. Das wird diesmal über einen Wettbewerb erfolgen, nicht über eine Nominierung. Der Auswahlprozess wird hier zwischen Jänner und März statt. Da gibt es schon mehrere spannende Konzepte.

Wie sieht jetzt der weitere Zeitplan aus?

Wrabetz: Als nächstes kommt nun das Motto - und ich hoffe, dass wir das noch Ende August, Anfang September entscheiden können. Damit verbunden wird danach - Ziel wäre hier Oktober - das Design für die Show präsentiert. Wir haben den 60. Song Contest 2015, es jährt sich die Wiedergründung Österreichs und das Ende des Zweiten Weltkriegs. Man feiert 200 Jahre Wiener Kongress. Und wir haben einen Monat der Musik im Mai, wenn das Sommernachtskonzert der Philharmoniker, die Festwochen-Eröffnung, der Life Ball und jetzt der ESC in Wien zusammenkommen, was sich alles im Motto widerspiegeln sollte. Ob man das in drei Worte fassen kann, weiß ich allerdings noch nicht. (APA, 7.8.2014)