Wiederholt wurden Menschen Opfer von Kuhattacken. Das liege am mangelnden Bewusstsein für die Körpersprache der Rinder, so Experten.

Foto: Robert Newald

Wien - Experten warnen vor allzu viel Zuneigung gegenüber Almvieh. In letzter Zeit scheinen sich Übergriffe von Kühen auf Menschen zu häufen. Marie-Helene Scheib vom Verein "Tierschutz macht Schule" weiß: "Nicht die Häufigkeit der Angriffe, sondern die mediale Aufmerksamkeit hat sich erhöht." Dennoch dürfe man nicht übersehen, dass sich immer mehr Wanderer den Tieren auch nähern.

Erneut wurde am Sonntag ein Wanderer in Tirol von einer Kuh schwer verletzt. Erst vor drei Wochen starb eine Frau bei einer Tiroler Alm, als sie von einer Herde attackiert wurde. Sie war mit ihrem Hund unterwegs.

Die Kuh werde gerne als gutmütiges Weidetier gesehen. Aber: "Das sind keine Schmusetiere, ein Rinder-Rendezvous ist kein Disneyfilm", so Scheib im Standard-Gespräch. Das Problem sei, dass der Mensch die Körpersprache der Kühe missdeute. Diese liefen nicht unvermittelt los, wie man in den Medien oft lese. Meist habe der Wanderer die vorausgehenden Zeichen schlicht nicht wahrgenommen: Die Herde fixiert den Eindringling, senkt die Köpfe, um Hörner oder Stirn zu zeigen, bevor sie schnaubt. Diese Drohgebärden würden unterschätzt.

Der Verein vertreibt seit kurzem einen "Kuh-Knigge". Der wichtigste Rat lautet: Abstand halten und hektische Bewegungen vermeiden. Ruhig, aber bestimmt entfernen. Als besondere Gefahrenquelle gelten Hunde. Sie werden von den Rindern als Wölfe gewertet. Das versetze die Herde in Alarmstimmung. Vor allem Muttertiere, die ihre Kälber verteidigen, lassen sich bei einer Bedrohung schnell anstacheln. Der Urinstinkt, sich gegenseitig zu schützen, führe zur Herdendynamik: Alle galoppieren los. (melz, DER STANDARD, 19.8.2014)