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Alina Kabajewa (31) leitet den Medienriesen Russlands.

Foto: Reuters

"Komsomolzin, Sportlerin und einfach nur eine Schönheit" - das Zitat aus der sowjetischen Kultkomödie "Die kaukasische Gefangene" war in Russland bereits geflügeltes Wort, bevor Alina Kabajewa geboren wurde. Und doch gibt es kaum eine treffendere Beschreibung für die Karriere der ehemaligen Turn-Olympiasiegerin, die nun im zarten Alter von 31 Jahren den Posten der Vorstandschefin beim mächtigsten Medienkonzern Russlands, der "Nationalen Mediengruppe", übernimmt.

Zugegeben, für eine echte Komsomolzin, ein Mitglied der kommunistisch-sowjetischen Parteijugend, ist Kabajewa zu jung, doch die Parteilinie hat die in Taschkent geborene Tochter eines Tataren und einer Russin stets treu vertreten. Schon 2001 wurde sie in den Vorstand der Kremlpartei "Einiges Russland" berufen. Nach Ende ihrer Sportkarriere gelang der Gymnastin 2007 der Sprung in die Duma. In sieben Jahren ihrer Parlamentstätigkeit führte sie eher ein Hinterbänkler-Dasein. Drei Auftritte vor der Duma sind verbürgt, daneben die Teilnahme an fünf Gesetzesprojekten, darunter das Adoptionsverbot für US-Amerikaner.

In die Schlagzeilen geriet sie wegen ihres Äußeren dennoch regelmäßig. Sie zierte das Titelblatt der russischen Vogue-Ausgabe und landete in zahlreichen Rankings der schönsten und einflussreichsten Politikerinnen Russlands vorne.

Auf die Schlagzeile, die sie als Geliebte Wladimir Putins (damals noch verheiratet) outete, hätte sie aber wohl gern verzichtet. Kabajewa dementierte das Gerücht energisch, der Kremlchef ließ gar die vorlaute Boulevardzeitung schließen, bei der Journalisten ihre "grippösen Nasen" in Dinge steckten, die sie nichts angingen. Es half nichts: Kabajewa galt fortan als Geliebte Putins, neueren Gerüchten nach sogar als die Mutter seiner Kinder. Beweise dafür gibt es nicht, Putin und Kabajewa haben ihr Privatleben abgeschirmt.

Wie es der "Zufall" will, darf das "Opfer" der Boulevardpresse nun selbst als Medienzarin Journalisten und ihre "grippösen Nasen" im Dienste des Kremls anleiten. Die "Nationale Mediengruppe" gehört dem ebenfalls als putinnah geltenden Milliardär Juri Kowaltschuk, und zum Imperium zählen gleich mehrere Boulevardmedien, allen voran der Sender Lifenews. Der hat mit seiner reißerischen Berichterstattung schon mehrfach russische Oppositionelle kompromittiert.

Um den Kremlchef hingegen gab es noch keine Skandale. Das soll auch so bleiben. (André Ballin, DER STANDARD, 18.9.2014)