Das Geheimnis ist gelüftet: Zu Ehren von Harry Glücks 90. Geburtstag ist die 123.000 Quadratmeter große Grünfläche im Wohnpark Alterlaa in Wien-Liesing auf den Namen "Harry-Glück-Park" getauft worden. Damit soll auch die Anstrengung des Architekten gewürdigt werden, bei seinen Bauten möglichst viel Grünraum für die Bewohner zu verwirklichen.

Eine Siedlung in der Magdeburgstraße im 22. Wiener Gemeindebezirk: Neben unzähligen Balkonen fällt vor allem der üppige Grünraum im Park mit Bäumen, Sträuchern und Blumenbeeten ins Auge.

Michael Hierner

Die vor über 40 Jahren gebaute Anlage weist alle für Glück typischen Merkmale seiner "Wohnvision" auf: große Balkone mit Pflanzenbecken, ein grüner, lebendiger Park ohne Autos und Parkplätze sowie der Bezug zum Wasser in Form von Schwimmbädern auf dem Dach.

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Das erste nach diesem Konzept verwirklichte Gebäude war die 1971 errichtete Wohnhausanlage Inzersdorfer Straße in Wien-Favoriten. Um den Park auf 3.400 Quadratmeter zu maximieren, setzte Glück durch, dass ein Teil der Angeligasse zum autofreien Fußweg wurde. Damit senkte er auch die Lärmbelastung der Bewohner.

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Laut ist auch die stark befahrene Hadikgasse, an der ein weiteres Beispiel für Glücks grüne Architektur steht. Erschwert wurde die Planung durch eine Tankstelle, die sich bereits auf dem Grundstück befand und in die Wohnhausanlage integriert werden musste.

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Glück überdachte die Tankstelle mit einer mehr als 80 Meter langen Stahlbetonwanne, die er mit Bäumen und Sträuchern begrünte. Diese Barriere blockt aufgrund ihrer Größe nicht nur den Lärm von der Straße, sondern lässt selbige auch aus dem Blickfeld der Balkone der Mieter verschwinden. So wurde auch die durch die Tankstelle verlorene Fläche wieder zum Grünraum, der zusammen mit dem Park im Innenhof satte 5.400 Quadratmeter groß ist.

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Die Formel für das grüne Wohnen inmitten der Stadt wandte Glück in zahlreichen weiteren Wohnhausanlagen an, etwa in Döbling direkt neben dem Karl-Marx-Hof, in der Händelgasse in Hernals, beim Heinz-Nittel-Hof in Floridsdorf in der Arndtstraße in Meidling.

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Doch auch nach seiner Pensionierung entstanden neue Wohnprojekte, etwa in der Thürnlhofstraße in Simmering, der Engerthstraße in Wien-Leopoldstadt, am Kammelweg in Floridsdorf und in der Eichenstraße in Meidling. Derzeit laufen die Planungen für Glücks nächstes Projekt: die Bebauung der ehemaligen Coca-Cola-Gründe auf dem Wienerberg.

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Glücks wichtigstes Projekt ist aber nach wie vor der zwischen 1973 und 1985 entstandene Wohnpark Alterlaa im Süden von Wien. Die Stadt in der Stadt ist Heimat von etwa 10.000 Menschen, die in drei Wohnblöcken mit je circa 1.100 Wohnungen leben.

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Teil jeder Wohnung ist ein Balkon oder eine Loggia. Bis zum zwölften Stock befinden sich darauf auch Pflanzenbecken, die vom Mieter direkt begrünt, gegossen und gepflegt werden. Das sorgt für eine starke Identifikation mit der Wohnung und ist ein Teil des Erfolgsgeheimnisses des Wohnparks Alterlaa.

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Umgeben werden die sechs Hochhäuser von einem Park, in dessen 123.000 Quadratmeter Fläche der Wiener Stadtpark zweimal hineinpassen würde. Der bisher namenlose Grünraum wurde nun im Beisein des Architekten, von Politikern und Bewohnern der Anlage auf den Namen "Harry-Glück-Park" getauft. Diese Geste ist auch eine Würdigung für Glücks Bemühen, bei seinen Projekten möglichst große Parkflächen zu realisieren.

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Im Rahmen der Geburtstagsfeier wurde auch ein Ahornbaum beim Vorplatz der Wohnpark-Kirche gepflanzt und eine Gedenktafel enthüllt. Der Ahorn zählt zu Glücks Lieblingsbäumen und soll zukünftig an den Architekten des Wohnparks Alterlaa erinnern. (Michael Hierner, derStandard.at, 20.2.2015)

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