Wien - Dass der Peugeot 108 für die Langstrecke nicht gebaut sei, ist eine böse Unterstellung. Die Frage ist vielmehr, wie man so eine Reise anlegt. Stimmt: Bolzen lohnt im Zwerg-Peugeot, der ein unechter Zwilling des Toyota Aygo ist, nicht. Aber das ist schließlich nicht der Hauptzweck eines Autos. Wir haben den sympathischen Dreizylinder ins westliche Tirol entführt und können sagen: Chapeau!

luise ungerboeck

Mit 80 PS muss man sich halt Zeit nehmen. Ein strafferes Fahrwerk mag das Fahrgefühl verbessern, aber dafür bewahrt die Lautstärke im höheren Drehzahlbereich vor Radarfallen.

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Allüren, wie der Name des von Peugeot zur Verfügung gestellten Modells insinuiert, hat die "Top! Allure"-Ausführung höchstens bei Ausstattung und Design, die sich individuell gestalten lassen. Stoffverdeck, Karosseriefarben und Innendekor nach Belieben - sportlich-elegant oder kontrastreich.

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Sogar ein Barcode auf Dach und Spiegel lässt sich applizieren.

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Aus einem anderen Holz ist dagegen der neue Twingo. Er lässt sich zwar auch schrill gestalten, fühlt sich aber kompakter, bulliger an, ein bisschen wie der Ur-Twingo - obwohl nur 70 PS in ihm fuhrwerken. Entscheidender Unterschied zum fast schon konventionell daherkommenden Peugeot 108 ist das Multimediakonzept des Twingo. Wohl bietet der "Top! Allure" einen Sieben-Zoll-Bildschirm, als Navi braucht man aber das eigene Smartphone.

guido gluschitsch

Der Twingo ist diesbezüglich radikaler. Einmal als App heruntergeladen, vernetzt sich das Smartphone über das hauseigene Multimediasystem R&Go mit dem Auto. So schnell ist ein Bildschirm eingespart, und alles kommt aus einer Quelle: 3-D-Navigation, erweiterter Bordcomputer (Drehzahlmesser etc.), Telefon, Internet, Radio und Musik. Wermutstropfen für altmodische Zeitgenossen: Wer auf seinem Smartphone keine Musiktitel gespeichert hat, muss sich mit Radio begnügen. CD-Player? Fehlanzeige, schließlich kann man mit einer aussterbenden Spezies beim jungen Publikum nicht punkten.

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Preislich sind die beiden Testmodelle auf einer Höhe, denn mit Metallic-Lack, Sitzheizung, Isofix (für Beifahrersitz), Sound- und Klimapaket, Dekor-Elementen, Einparkhilfe und Leichtmetallfelgen kommt auch der von Renault zur Verfügung gestellte Twingo auf 14.350 Euro. Gemeinsam ist den beiden auch, dass ein sechster Gang nicht schaden würde. Aber man kann nicht alles haben. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 27.3.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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