Dass "News" und "Profil" diese Woche dasselbe Coverthema haben, ist der Aktualität geschuldet, ermöglicht aber einen Vergleich. "Profil", seit Jahren mehrheitlich mit Rückenschmerz- und Magenproblemen unterwegs, hat sowohl im Bild als auch im Titel die Problematik ausgedrückt: "Würden Sie diese Flüchtlinge aufnehmen?". Im neukonzipierten "News" wird ein Flüchtlingsmädchen auf die erste Seite gehoben. "Ich lebe" lautet die rettende Botschaft, aber erst der Untertitel informiert nüchtern über ihr Schicksal. Offenbar will "Eva" Weissenberger aus der Syrerin eine migrantische "Heidi" machen, der nächste Woche konsequenterweise ein lächelnder junger Nepalese folgen müsste: "Ich habe überlebt".

In Interviews hat Weissenberger den "Stern" als Leitstern bezeichnet. Da ist sie noch weit entfernt, obwohl der "Stern" schon bessere Zeiten gesehen hat. Und sie wird ihn aus einem Grund nie erreichen: Das neue "News" möchte fast auf jeder Seite lieb sein, weshalb allein schon ein so brutales Cover wie jenes von Gottschalk im jüngsten "Stern" für "News" kaum vorstellbar ist. Nicht verschweigen sollte man freilich, dass die "News"-Bildsprache zum Besten des Heftes gehört und dass im Leitartikel die schreiberische Stärke der Chefredakteurin aufblitzt.

Sie hat das Reißerische des Fellnerismus verlassen, das Magazin in die Couch- und Küchenwelt geführt, sodass man die eine oder andere "Aufdeckerstory" fast überblättert. Eine im Vergleich zu früher jedoch fast monotone Grafik wird durch die Bobo-Bekleidung der Kolumnistinnen und Kolumnisten noch verstärkt – dunkle Anzüge, offene weiße Hemden oder gar keine. Womit das Zielpublikum quer durch alle Generationen umschrieben ist.

Weissenberger hat was zu sagen. Gewagt hat sie nichts. Das Magazin enthält keine einzige publizistische Innovation. (Gerfried Sperl, derStandard.at, 27.4.2015)