Früher war hier eine Druckerei, nun ziehen Start-ups in die Räume. In die Planung der Erweiterung wurden die Nutzer eingebunden.

Foto: Impact Hub Vienna

In der Bibliothek wurden Bücher an die Wand genagelt. Das wirkt schallabsorbierend.

Foto: Impact Hub Vienna

Derzeit wird noch gehämmert und gebohrt in der Lindengasse im siebentem Bezirk von Wien. Der Holzboden ist noch staubig, soeben werden Pflanzen vertopft. Die bunte Retroküche aus den 1960ern bleibt vorerst kalt. Ab Dienstag soll hier aber alles fertig sein - auch wenn Matthias Reisinger, Geschäftsführer von Impact Hub Vienna, bei der Ankündigung selbst ein wenig gequält lächelt. Nach der Erweiterung sollen hier anstatt bisher 400 m² ab nun 1.200 m² an Co-Working-Flächen zur Verfügung stehen. Impact Hub Vienna versteht sich als Netzwerk für soziale Innovatoren und nachhaltig denkende Start-ups.

"Vor fünf Jahren hat Wien noch ganz anders ausgeschaut", erinnert sich Reisinger, "damals gab es keine Start-up-Kultur." Mittlerweile blühe die Szene, die Community in der Lindengasse hat 400 Mitglieder. Die 400 Quadratmeter, die bisher im Haus zur Verfügung standen, wurden zu klein. "Durch Zufall wurde diese Fläche im Erdgeschoß frei." Früher befand sich in den hohen loftartigen Räumen eine Druckerei, später eine Kunstakademie.

Denkraum und "Library"

Zehn Stunden am Schreibtisch kosten im Monat 35 Euro, eine unlimitierte Nutzung kommt auf 280 Euro. Auch Eventflächen, eine Bibliothek und ein Café entstehen hier. Geplant sind auch Einzelbüros für die Zusammenarbeit von kleinen Teams. Es ist ein "Büro für eine neue Generation von Leuten, die die Welt retten wollen", sagt Alex Riegler von Mumu Design, der die Räume gemeinsam mit Michael Thurow von tm concepts geplant hat. Vieles ist offen und verglast, die Meetingräume ähneln Aquarien. Das sei so gewünscht worden. So sollen sich die Menschen nicht nur als Untermieter fühlen, sondern als Teil eines Ganzen, erklärt Reisinger.

Das offene Konzept hat aber Nachteile: "Es war eine Herausforderung, die Räume so zu planen, dass man nicht alles hört", sagt Riegler. Die Nutzer wurden von Anfang an in die Planung miteinbezogen. Ein Wunsch lautete etwa, die Küche zum Herzstück des Hubs zu machen. Den Denkraum - ein "wilder Schreibraum, in dem die Leute direkt auf die Wände schreiben können" - hat man sich bei Google abgeschaut. Unweit davon gibt es eine "Library" für konzentriertes Arbeiten. Hier gibt es zwar Bücher, aber nicht in Regalen: 1.200 Bücher wurden an die Wand genagelt, was laut Riegler eine schallabsorbierende Wirkung hat.

Ein Großteil des für den Umbau nötigen Budgets, nämlich 320.000 Euro, wurde mittels Crowdfunding lukriert. Unterstützer konnten sich mit einer Summe von 2.000 bis 20.000 Euro beteiligen. Der Bedarf an leistbaren Flächen für Start-ups ist mit der Erweiterung jedenfalls nicht gedeckt, glaubt man bei Impact Hub Vienna. "Man könnte das ganze Haus anfüllen", ist auch Riegler überzeugt. Besonders an Menschen in kreativen Berufen will man sich fortan wenden. Platz für ein Kreativstudio gäbe es noch im Souterrain, das derzeit als Lager für die Handwerker genutzt wird.

Mit Spaß an der Arbeit

Doch Co-Working gibt es auch andernorts. Das Unternehmen Co Space zum Beispiel hat Standorte im sechsten, siebenten und 15. Bezirk im Angebot. Erst vor kurzem wurde ein neuer Standort in der Gumpendorfer Straße eröffnet.

Was all diese Angebote gemein haben: Es geht nicht nur um die Arbeit, sondern auch um Vergnügen und Lifestyle. Beim Co Space in der Gumpendorfer Straße wird es zum Beispiel eine Dachterrasse geben, eine "Powernappingbox" steht bereits. Auch in der Lindengasse wird auf Spaß Wert gelegt, sagt Planer Michael Thurow. So würden frische Ideen entstehen. Davor würden sich manche Unternehmen aber noch fürchten, weil damit traditionelle Hierarchien untergraben würden. (Franziska Zoidl, DER STANDARD, 2.5.2015)