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Ovarialkarzinome werden oft erst dann entdeckt, wenn sich bereits Metastasen gebildet haben.

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Patientinnen mit einem Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs) haben trotz aller Fortschritte der Medizin noch immer ausgesprochen schlechte Heilungschancen. Mit neuen Arzneimitteln wird allerdings jetzt eine zielgerichtete medikamentöse Therapie möglich, welche bei Rückfällen das Fortschreiten der Erkrankung deutlich verzögert, betonten Experten.

"Jedes Jahr erkranken in Österreich rund 5.000 Frauen an Brustkrebs, etwa 700 an Eierstockkrebs. (...) Knapp 500 Frauen versterben jährlich an einem Ovarialkarzinom", sagte Christian Marth, Vorstand der Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in Innsbruck.

Macht lange Zeit keine Symptome

Die Crux liegt daran, dass es keine Früherkennungsverfahren für diese Krebsart gibt und die Erkrankungen zumeist erst dann diagnostiziert werden, wenn das Karzinom bereits viele Metastasen gesetzt hat.

Bei komplizierten Operationen wird dann versucht, möglichst viel Tumorgewebe zu entfernen. Darauf folgt zumeist eine Kombinations-Chemotherapie (platinhältige Medikamente plus ein sogenanntes Taxan). Seit einigen Jahren gibt es noch zusätzlich monoklonale Antikörper, welche die Gefäßneubildung der Tumore hemmen.

Die schlechte Nachricht, wie Marth sagte: "Letztlich erlebt ein Großteil der Patientinnen einen Rückfall." In diesen Fällen waren die weiteren Behandlungsmöglichkeiten bisher ausgesprochen beschränkt.

Krebszellen direkt angreifen

Dies dürfte sich aber ändern. "Es gibt tatsächlich jetzt ein Medikament, das wir hier einsetzen können", sagte Alexander Reinthaller, Leiter der Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie im Wiener AKH (MedUni Wien).

Vor kurzem wurde nämlich der erste sogenannte PARP-Inhibitor (Olaparib) zugelassen. Es handelt sich um ein Medikament, das zielgerichtet nach einem entsprechenden Gentest eingesetzt wird. Damit wird bestimmt, welche Patientinnen am besten ansprechen dürften. Dies sind Frauen mit einem Ovarialkarzinom, bei denen die Tumorzellen Mutationen im BRCA1- oder BRCA2-Gen aufweisen.

"Durch die PARP-Inhibition sind die Tumorzellen nicht in der Lage, Einzelstrangschäden an ihrer DNA zu reparieren. Dadurch gehen diese in Doppelstrangschäden über. Wenn das der Fall ist, stirbt die Zelle ab", schilderte Reinthaller den Wirkungsmechanismus.

Mutation als Therapievoraussetzung

Dadurch, dass die beste Wirkung der PARP-Inhibitoren bei Patientinnen mit einem Ovarialkarzinom mit BRCA-Mutationen auftritt, sollte auf jeden Fall ein entsprechender Gentest erfolgen.

"Etwa 15 Prozent aller Ovarialkarzinome weisen eine BRCA1- oder BRCA2-Mutation auf. Hinzu kommen noch sechs bis sieben Prozent an Erkrankungen, bei denen im Laufe der Zeit eine sogenannte somatische Mutation auftritt", sagte der Wiener Senologe ("Senologie" - Brustgesundheit), Christian Singer (AKH/MedUni Wien).

Das neue Medikament, dem noch weitere ähnliche folgen werden, wird derzeit bei Rückfällen mehr als sechs Monate nach der Erstbehandlung durch Operation und nachfolgende Chemotherapie eingesetzt, wenn der Tumor auf platinhältige Medikamente anspricht. Dann erfolgt eine neuerliche Platin-gestützte Behandlung, darauf dann die Gabe des PARP-Inhibitors.

Mehr Lebenszeit

In den klinischen Studien waren die Erfolge ausgesprochen gut. Die Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung konnte in etwa verdoppelt bis sogar verdreifacht werden, zum Beispiel von 4,3 auf 11,2 Monate.

Die Nebenwirkungen sind laut den Fachleuten ausgesprochen gering. Am Horizont könnte sich durch Kombination von PARP-Inhibitor mit einem monoklonalen Antikörper zur Angiogenesehemmung (Hemmung der Gefäßneubildung im Tumorgewebe) sogar eine Chemotherapie-freie medikamentöse Behandlung des Ovarialkarzinoms abzeichnen. (APA, 6.5.2015)