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Sega überprüft Schritte gegen die FPÖ Steiermark

Foto: Reuters/Hoon

Graz – Die blaue Postille "Wir Steirer", die die steirische FPÖ vor einigen Tagen als Teil ihres Wahlkampfs vor die Türen tausender Wohnungen legte, hat nicht nur viele Bürger und vor allem das am Titelblatt abgebildete Dorf Pusterwald verärgert.

Jetzt bekommt die Partei auch noch Probleme mit einem internationalen Videospielhersteller. Denn jene schießwütige Figur, die das Titelblatt – vermummt und in bedrohlicher Pose vor dem Dorf Pusterwald – ziert, stammt aus dem Shooterspiel "The Club" des Spieleherstellers Sega. Eine Leserin des STANDARD, die anonym bleiben möchte, schrieb der Firma direkt. Auch die Landtagsklubchefin der steirischen Grünen, Sabine Jungwirth, ließ bei dem in den USA gegründeten und heute in Japan ansässigen Unternehmen anfragen, ob bekannt sei, dass "eine rechtspopulistische Partei in Österreich ihren Shooter" verwende.

Virtueller Schuss ins Knie

Die Antwort war in beiden Fällen gleichlautend: Nein, das habe man nicht gewusst, und es gebe keinerlei Verbindung zwischen "The Club" und der FPÖ. Und weiter: "Die Rechtsabteilung von Sega wird angemessene Schritte vorbereiten", die Figur müsse entfernt werden.

FPÖ-Landtagsklubchef Hannes Amesbauer will nicht gewusst haben, "dass das kein echter Mensch ist", wie er auf Nachfrage des STANDARD erklärt. Dass nun Probleme wegen des Urheberrechts auf seine Partei zukommen, hat er auch schon vernommen: "Das wissen wir. Aber die Verantwortung liegt nicht bei uns, sondern bei der Grafikagentur."

Welche Agentur die Figur aus dem nicht gerade gewaltfreien Spiel wählte, will er aber nicht verraten, auch nicht, ob man sie weiter engagieren werde: "Es wird jedenfalls Gespräche geben." Amesbauer lehne Shooterspiele nicht generell ab. "Sie sind ja legal erhältlich, ich selbst besitze aber keine Spielkonsole und spiele nicht."

Die Figur, die kein echter Mensch ist, wurde auf dem besagten Titelblatt im Kontext von angeblichen Polizeieinsätzen in steirischen Asylwerberheimen abgebildet. In Pusterwald gibt es keinen einzigen Asylwerber – und schon gar kein Flüchtlingsheim. (Colette M. Schmidt, 6.5.2015)