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Der Stabhochsprung ist Sarah Laggers Steckenpferd. Im Siebenkampf spielt die Zitterdisziplin der Mehrkämpfer zum Leidwesen der 15-Jährigen allerdings keine Rolle.

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Georg Werthner gestattet sich Träume für Sarah Lagger.

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Wien/Linz – Die Szenerie war für Sarah Lagger doch ein wenig gewöhnungsbedürftig – ein Menschenauflauf, viel Lob und ein Geschenk vom Sportlandesrat, Interviews. Lagger wirkte dennoch abgeklärt, was insofern günstig ist, als ihr auf größerer Bühne noch öfter widerfahren dürfte, was ihr am Montag im Landeskulturzentrum Ursulinenhof zu Linz widerfuhr. Schließlich ist die nicht einmal 16-Jährige eines der größten Versprechen, das Österreichs Leichtathletik je hatte.

Am Wochenende fixierte die Kärntnerin in Leibnitz eine Weltbestmarke für Siebenkämpferinnen unter 18 Jahren. In acht Wochen steigen in Cali, Kolumbien, die Jugendweltmeisterschaften. Gold für Lagger, Schülerin des Borg Spittal an der Drau, wäre keine Überraschung. Sie verbesserte in der Südsteiermark fünf persönliche Bestleistungen, kam auf 6.014 Punkte und übertraf die seit 2005 geltende Bestmarke von Tatjana Tschernowa um 23 Zähler. Die Russin war 2011 Weltmeisterin und 2008 sowie 2012 jeweils Olympiadritte.

Entdeckerfreuden

100-m-Hürden binnen 13,91 Sekunden, 1,71 Meter im Hochsprung, 14,09 Meter im Kugelstoßen, 25,07 Sekunden über 200 Meter, 6,02 Meter im Weitsprung, 46,59 Meter im Speerwurf und 800 Meter innert 2:19,85 Minuten – angesichts auch dieser Ergebnisse kann selbst der als zurückhaltend bekannte Georg Werthner nicht umhin zuzugeben, dass er für Lagger von Medaillen bei den Erwachsenen träumt, "eigentlich schon seit zwei, drei Jahren".

Werthner, 1980 in Moskau Vierter des olympischen Zehnkampfes und laut Eigendefinition "Reisender in Sachen olympischer Erfahrungsvermittlung", hat Lagger entdeckt. Damals, als Achtjährige, fiel sie bei der Testung von 820 Volksschülerinnen und -schülern aus Spittal und Umgebung auf. "Sie war laut Talenteprofil eigentlich für alle Sportarten mehr als nur geeignet. Und in der Leichtathletik für alle Sparten – Sprung, Wurf, Sprint."

"Kinderleicht-Athletik statt Kinder-Leichtathletik"

Da die Eltern ohnehin nach einem Ventil für ihre äußerst aktive Tochter suchten, schlug Werthner Training bei ihm am Millstätter See und die Teilnahme an den Kinderzehnkämpfen vor, die Georg und Roland Werthner ausrichten. Mit Bruder Ulrich schupfen die beiden die Zehnkampf-Union Linz, den inzwischen erfolgreichsten einschlägigen Verein Österreichs. "Kinderleicht-Athletik statt Kinder-Leichtathletik" lautete das Motto zu Beginn, finanziert wird das Erfolgsmodell vor allem durch die Stiftung Future Wings der Welser Logistikfirma TGW. Die Ernte, die rund 90 der 120 im Verein Sportelnden einfahren, ist mittlerweile überreich.

Athletic Dreams heißt das Projekt der Werthners. Lagger träumt verhalten, "weil ich weiß, dass ich noch überall Aufholbedarf habe". Trainer Georg Werthner sieht naturgemäß ebenfalls noch in allen Disziplinen Spielraum, "allerdings ist es außergewöhnlich, dass Sarah keine Schwäche hat". Selbst in den Wurfdisziplinen, laut Werthner bei Mädchen stets ein Problem, sei sie über dem Schnitt: "Es ist gut, dass ich sie schon als Achtjährige bekommen habe."

Lagger, deren Vorbild die britische Siebenkampf-Olympiasiegerin Jessica Ennis ist, komme "jetzt in ein kritisches Alter". Aber Werthner sorgt sich dennoch nicht sehr. "Sarah war in den vergangenen sieben Jahren unglaublich loyal bei der Sache. Und jetzt kommt auch noch der Faktor Erfolg dazu." Von der Größe des Erfolges ist Lagger selbst "ein wenig überrascht. Aber jetzt stehen mir alle Türen offen."

Der Stabhochsprung ist Sarah Laggers Steckenpferd. Im Siebenkampf spielt die Zitterdisziplin der Mehrkämpfer zum Leidwesen der 15-Jährigen allerdings keine Rolle.(Sigi Lützow, 18.5.2015)