Der Exoplanet Gliese 436 b in einer hypothetischen Nahansicht – neben diesem Schweif wirkt der Halleysche Komet wie ein Glühwürmchen.

Illustration: Mark Garlick/University of Warwick

Im richtigen Abschnitt des Spektrums betrachtet, würde der gewaltige Schweif den halben Stern dahinter verdecken.

Illustration: D.Ehrenreich / V. Bourrier (Université de Genève) / A. Gracia Berná (Universität Bern)

Genf – Astronomen haben einen Exoplaneten entdeckt, aus dem eine riesige Wasserstoffwolke entweicht und hinter ihm herzieht. Das lässt ihn wie einen Kometen aussehen – einen Kometen vom 23-Fachen der Erdmasse.

So ein "Kometenschweif" wurde bereits bei einigen sehr großen und heißen Exoplaneten beobachtet, jedoch noch nie in einem solchen Ausmaß: Dieser Schweif verdeckt – wenn auch im sichtbaren Bereich des Lichtspektrums kaum feststellbar – 56 Prozent der Oberfläche des Sterns, wenn er an diesem vorüberzieht. "Diese Wolke ist sehr spektakulär", sagt David Ehrenreich, Astrophysiker an der Universität Genf und Hauptautor der in "Nature" erschienenen Studie.

Warmer Neptun

Der Exoplanet Gliese 436 b (GJ 436b) kreist um einen 33 Lichtjahre von uns entfernten Roten Zwerg und hat etwa die Größe des Neptun. Allerdings ist er mit einer Oberflächentemperatur von über 400 Grad Celsius wesentlich heißer als Neptun. Das liegt zum Teil an seinem sehr engen Orbit um seinen Stern: Er braucht nur knapp drei Tage für eine Umkreisung. Allerdings müssen dabei auch noch andere Effekte im Spiel sein.

Den Astronomen war es mit Hilfe des Hubble-Teleskops gelungen, den Schatten der Wolke zu beobachten, wenn sie vor dem Stern vorbeizieht. Sie besteht hauptsächlich aus Wasserstoff, der durch die Röntgenstrahlung des Sterns aus den obersten Atmosphäreschichten des Planeten gerissen wird. Dieses Phänomen könnte auch das Verschwinden von Wasserstoff aus der Erdatmosphäre erklären, da dieses Element dort vor mehr als vier Milliarden Jahren reichlich vorhanden war.

Hohe Verlustrate

Der Planet hat den Astronomen zufolge seit seiner Frühzeit etwa zehn Prozent seiner Atmosphäre verloren. Der Verlust beträgt etwa 1.000 Tonnen Wasserstoff pro Sekunde. Der Wasserstoff wird von der UV-Strahlung des Sterns, der kaum den halben Durchmesser unserer Sonne hat, spiralförmig nach außen getrieben und formt so den "Schweif" des Planeten.

Diese Art der Beobachtung sei auch sehr vielversprechend für die Suche nach habitablen Planeten, erklärte Mitautor Vincent Bourrier von der Universität Genf. Denn so könnte man Wasserstoff aus dem verdunstenden Meerwasser eines Gesteinsplaneten, der etwas heißer ist als die Erde, aufspüren. (red/APA, 24.6. 2015)