Das biologische und das chronologische Alter können sehr stark voneinander abweichen.

Foto: Standard/Regine Hendrich

Washington/Wien – Die Altersforschung konzentrierte sich bisher vor allem auf ältere Menschen. Dabei beginnen die meisten Alterungsprozesse recht bald im Leben. Entsprechend sollte man früh ansetzen, um altersbedingte Erkrankungen möglichst lange hinauszuschieben.

Wie wirkungsvoll diese Strategie sein dürfte, belegt eine neue Studie, die Forscher um Dan Belsky von der Duke University im Fachblatt "PNAS" veröffentlichten. Denn laut ihren neuartigen Berechnungen zeigen sich bereits bei jungen Erwachsenen erhebliche Differenzen beim Fortschreiten biologischer Alterungsprozesse.

Für ihre Untersuchung griffen Belsky und seine Kollegen auf Daten der sogenannten Dunedin-Studie zurück, die nach der Stadt Dunedin in Neuseeland benannt ist. Im Rahmen dieser fortlaufenden Langzeiterhebung wurden 1037 Einwohner der Stadt von ihrer Geburt bis zu ihrem 38. Lebensjahr regelmäßig gesundheitlich und psychologisch untersucht.

Umwelteinflüsse zu 80 Prozent entscheidend

Die Wissenschafter ermittelten insgesamt 18 Biomarker, mit denen sich das Fortschreiten des Alterns bei jungen Erwachsenen messen und vergleichen lässt. Dazu zählen neben der Nieren- und Lungenfunktion auch Werte der Leber und des Immunsystems, aber auch die Länge der Telomere, das sind die Chromosomenenden, die sich im Alter verkürzen.

Anhand solcher Werte berechneten die Wissenschafter das biologische Alter der 38-jährigen Probanden: Es lag bei 28 bis 61 Jahren. Zudem verglichen sie die Werte mit den Daten der Probanden sechs und zwölf Jahre zuvor. Jene Personen, die schneller alterten, zeigten auch einen stärkeren IQ-Rückgang, Zeichen für ein erhöhtes Schlaganfall- und Demenzrisiko sowie verminderte motorische Fähigkeiten.

Bei ihrem Resümee zitieren die Forscher Ergebnisse der Zwillingsforschung, die vermuten lassen, dass das Altern nur zu 20 Prozent genetisch bedingt ist. Der Rest gehe auf Umwelteinflüsse zurück. (tasch, dpa, 7.7.2015)