Ein aktuelles Bild von Pluto, von der Nasa am Dienstag veröffentlicht, zeigt zahlreiche unterschiedliche Oberflächenmerkmale. Die Aufnahme entstand 16 Stunden vor dem Flyby, zu diesem Zeitpunkt befand sich New Horizons rund 766.000 Kilometer von Pluto entfernt

Foto: NASA

Rund fünf Milliarden Kilometer hat die Sonde New Horizons bisher zurückgelegt, um Pluto in nächster Nähe zu passieren und zu erforschen.

Illu.: NASA

Eine der aktuellsten Beobachtungen von New Horizons beantwortete nun eine Jahrzehnte alte Frage: Wie groß ist der Pluto wirklich? Die Auswertung der Bilder ergab, dass der Zwergplanet einen Durchmesser von 2.370 Kilometer hat. Sein größter Mond Charon ist 1.208 Kilometer groß.

Illu.: NASA

Washington/Wien – Es ist vollbracht – zumindest theoretisch: Sofern es keine unvorhergesehen Zwischenfälle gegeben hat, ist die NASA-Sonde New Horizons um 13:50 Uhr MESZ in rund 12.000 Kilometer Abstand am Pluto vorüber geflogen. Ob das Manöver tatsächlich geklappt hat, bleibt abzuwarten, denn die Funksignale der Sonde benötigen mehr als vier Stunden, um die Erde zu erreichen.

Inzwischen hat die US-Raumfahrtorganisation das bislang schärfste Bild von dem Zwergplaneten veröffentlicht. Ehe die anderen Daten zur Erde gelangen, wird noch einige Zeit vergehen, wie Nasa-Forscher Alan Stern ankündigte: "Wir können jetzt einen 16 Monate langen Datenwasserfall erwarten."

Rehabilitation nach Degradierung

Schon jetzt hat die Mission für eine kleine Rehabilitation des fernen Winzlings gesorgt: Pluto ist doch größer als gedacht und hat nun nach neuesten Berechnungen einen Durchmesser von 2370 Kilometern. Pluto ist damit wieder etwas größer als Eris und damit wieder das größte bekannte Objekt im Kuipergürtel.

Als die NASA-Sonde New Horizons im Jänner 2006 von Cape Canaveral in Florida aus startete, war Pluto noch ein Planet, nämlich der kleinste und fernste unseres Sonnensystems. Sieben Monate später degradierte die Internationale Astronomische Union nach heftigen Diskussionen den fernen Winzling zum Zwergplaneten, weil er den neuen Kriterien nicht mehr entsprach: Pluto war von nun an für einen "richtigen" Planeten vor allem zu klein und seine Monde zu groß.

Diese kleine Demütigung kann der Bedeutung der Mission, die am Dienstag nach neuneinhalb Jahren auf ihren Höhepunkt zusteuert, keinen Abbruch tun: Das vergleichsweise intime Rendezvous der Sonde mit dem Zwergplaneten – der engste Abstand beim Vorbeiflug betrug gerade einmal rund 12.000 Kilometer – gilt als Meilenstein der Raumfahrtgeschichte.

Rekordgeschwindigkeit

Für diese einzigartige Begegnung hat New Horizons in neuneinhalb Jahren rund fünf Milliarden Kilometer zurückgelegt und ist an Mars, Saturn, Uranus, Jupiter und Neptun vorbeigeflogen – und das alles in Rekordgeschwindigkeit: Mit rund 50.000 Kilometern pro Stunde ist die 500 Kilogramm schwere und klaviergroße Sonde die schnellste, die je von der Erde aus losgeschickt wurde.

Dieses enorme Tempo ist auch dafür verantwortlich, dass die Begegnung nach der langen Anreise eher kurz ausfiel: Nur etwa zwei Tage hat die Sonde während des Vorbeiflugs Zeit, um mit ihren insgesamt sieben wissenschaftlichen Instrumenten gute Fotos und Messungen von Pluto zu machen. Die Geschwindigkeit macht die Sonde freilich auch sehr anfällig für Störungen: Ein Zusammenstoß mit einem Objekt von der Größe eines Reiskorns würde dem Vorhaben mit einem Mal den Garaus machen.

Großer, kleiner Unbekannter

Bisher haben Astronomen nur ein vergleichsweise bescheidenes Wissen über Pluto. Wie es auf ihm aussieht, wie er einst entstand oder warum sein Mond Charon mit ihm fast eine Art Doppelplanet bildet – über all dies gibt es bisher nur Spekulationen. Denn der Zwergplanet und seine fünf Monde sind schlicht zu klein und zu weit entfernt – selbst für die stärksten Teleskope.

Die jüngsten, noch recht verschwommenen Fotos, die New Horizons lieferte, haben eher neue Fragen aufgeworfen als Antworten geliefert. Zunächst waren es vier dunkle Flecken mit einem Durchmesser von je rund 450 Kilometern, die einige Rätsel aufgaben.

Und zuletzt zeigte sich Alan Stern, wissenschaftlicher Leiter der Mission, höchst erstaunt darüber, dass Pluto und Charon, der von New Horizons nach Pluto als Nächstes angesteuert wird, allem Anschein nach völlig unterschiedlich aufgebaut sind. (tasch, 13.7.2015)