Erfolgreiche Fossiliensuche auf der Seymour-Insel an der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel: Hier entdeckten Forscher Fragmente eines Wurmkokons, in dem sich die uralten Spermien befanden.

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Fragment der Rekordspermien.

Foto: Benjamin Blomfleur

Die Grafik zeigt, wie die 50 Millionen Jahre alten Spermien die Zeiten überdauern konnten.

Grasfik: Benjamin Blomfleur

Stockholm/Wien – Sexuelle Fortpflanzung auf dem Planeten Erde hat eine lange Geschichte, die vermutlich mehr als 600 Millionen Jahre weit zurückreicht. Die frühesten fossilen Belege für "Geschlechtsorgane" sind über 400 Millionen Jahre alt. Die bisher ältesten erhaltenen Spermien waren im Vergleich dazu recht jungen Datums: Sie wurden bei einem in Bernstein eingeschlossenen Springschwanz entdeckt, der rund 40 Millionen Jahre alt war.

Nun allerdings hat ein internationales Forscherteam um Benjamin Bomfleur (Naturhistorisches Museum in Stockholm) an einem eher überraschenden und vor allem unwirtlichen Ort eine Entdeckung gemacht, die 40 Millionen Jahre alte Springschwanzspermien jung aussehen lässt.

Uralter Regenwurm-Verwandter

Die Wissenschafter begaben sich für ihren Rekordfund auf die abgelegene Seymour-Insel an der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel, die für ihren Fossilienreichtum bekannt ist. In uralten Meeresablagerungen entdeckten sie unter anderem winzige Bruchstücke vom versteinerten Kokon einer rund 50 Millionen Jahre alten Gürtelwurmspezies, zu deren bekanntesten Vertretern heute die Regenwürmer und die Blutegel gehören.

Bei der Fortpflanzung sondern diese Tiere damals wie heute einen Schleimring mit Eiern und Spermien ab, in dem die Eier dann befruchtet werden. Es entsteht ein widerstandsfähiger Kokon, der mit einer eiweißreichen Flüssigkeit gefüllt ist und so die Versorgung der Larven gewährleistet.

Zurück in Stockholm legten Bonfleur und Kollegen die Kokonfragmente unter ein Elektronenmikroskop und wurden an der Innenseite des eineinhalb Millimeter kleinen Bruchstücks fündig, berichten Bomfleur und Kollegen in den "Biology Letters" der Royal Society. Sie entdeckten nämlich verschiedene Einschlüsse wie längliche eingedrehte Fäden und körnige Stäbchen mit peitschenartigem Schwanz – Einzelteile typischer Gürtelwurmspermien. (tasch, 15.7.2015)