Fluoreszenzfärbung von Eierstockkrebszellen mit einer p53 Mutation: Das p53 Protein befindet sich im Zellkern einer Zelle und ist rot fluoreszierend.

Innsbruck – Jeder Mensch hat in jeder einzelnen seiner Zellen eine Art Schutzgen. Es heißt p53 und verhindert, dass Zellen entarten. Der "Wächter über das Genom", wie Nicole Concin, Professorin für experimentelle Frauenheilkunde an der Medizinischen Universität Innsbruck p53 nennt, ist in alle wichtigen Zellfunktionen involviert, es repariert DNA-Schäden und führt den Zelltod herbei, wenn nichts mehr zu machen ist. Dort, wo p53 ausgeschaltet ist, kann Krebs wachsen.

Die Forschung weiß, dass Mutationen von p53 – die wiederum Krebs fördern – bei der Entstehung von zumindest der Hälfte aller Tumore eine Rolle spielen. Eine bestimmte Gruppe von Geschwülsten bei Eierstockkrebspatientinnen weisen solche sogar fast immer auf. Durch eine europaweite Studie namens GANNET53, die aus Innsbruck geleitet wird, wollen Ärzte und Wissenschaftler nun eine neue Therapie testen. Konkret: Ein Medikament, das mutierte p53-Proteine verschwinden lässt.

Resistent gegenüber Standardtherapie

Innerhalb der kommenden vier Jahre sollen an 13 europäischen Kliniken insgesamt 220 Frauen mit Eierstockkrebs Typ II therapiert werden. Schlägt die Behandlung an, ist die Hoffnung, künftig damit auch gegen andere p53-dominierte Formen von Krebs angehen zu können – oder zumindest Ansätze für weitere Therapien zu liefern.

"Die Patientinnen, die wir in die Studie einschließen, haben häufig mehrere Vortherapien hinter sich und sind resistent gegenüber der Standardbehandlung geworden. Die Frauen hätten sonst keine Chance mehr", sagt Concin. In dieser Situation gehe es vor allem darum, eine gut verträgliche Therapieform anzubieten, mit der der Tumor kontrolliert werden könne.

Keine Früherkennungsmethoden

Jährlich erkranken europaweit rund 67.000 Frauen an Eierstockkrebs, etwa 42.000 Frauen sterben im selben Zeitraum aufgrund eines Ovarialkarzinoms. Die Krebsform sei vor allem deshalb so gefährlich, weil die Erkrankten kaum alarmierende Symptome aufweisen würden und es keine Früherkennungsmethoden gebe, erklärt Concin. Viele Frauen leiden zuerst bloß an leichten Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung und werden vorerst wegen vermeintlicher Magen-Darm-Erkrankungen behandelt. Rund zwei Drittel der Ovarialkarzinome werden erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert.

Das p53-Gen sei zwar gut erforscht, ein Medikament, das zum Abbau der mutierten Proteine führt, werde an Eierstockkrebspatientinnen nun aber erstmals klinisch geprüft. Was die Wissenschaftlerin und Gynäkologin jeder Frau mit der Diagnose Eierstockkrebs rät: Sich zur Behandlung an ein spezialisiertes Krebszentrum zu wenden. "Zumeist sind stundenlange, radikale Operationen notwendig, die von erfahrenen Fachärzten durchgeführt werden müssen", sagt Concin. (Katharina Mittelstaedt, 15.8.2015)