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Zu den Hochrisikosportarten für Kreuzbandverletzungen zählt naturgemäß Fußball.

Foto: dpa/Jochen Lübke

Straubing – Nach einem Kreuzbandriss sollte eine Sportpause von sechs bis neun Monaten eingehalten werden, lautet die Empfehlung von Medizinern. Aussagekräftiger als die zeitliche Faustregel sind Muskelfunktionstests wie der sogeannte "Return to play"-Test, ist der Unfallchirurg Thore Zantop aus dem niederbayerischen Straubing überzeugt. Denn damit kann auch das Risiko einer neuerlichen Knieverletzung ermittelt werden.

Nach einer Kreuzband-OP zeigen sich Defizite bei Muskelaktivitäten in Knie, Hüfte und Knöchel – teilweise sogar noch bis zu fünf Jahre nach der Operation. "Viel zu häufig kehren verletzte Sportler zu früh ins Training oder den Wettkampf zurück", erklärt der Unfallchirurg Thore Zantop aus dem niederbayerischen Straubing. Die mögliche Folge: Weitere Verletzungen etwa am Meniskus oder eine neuerliche Kreuzbandruptur.

Die Rückfallrate beim Riss des vorderen Kreuzbandes liegt für das operierte sowie das andere Knie zwischen 3 und 49 Prozent. "Für Leistungssportler bedeutet ein zu früher Trainings-Einsatz nach einer Verletzung nicht selten das Ende der Wettkampfkarriere", warnt Michael Nerlich, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Regensburg.

Muskelfunktionstest statt Beweglichkeitsprüfung

"Fast immer entscheide allein der Zeitfaktor über die Rückkehr auf den Sportplatz – meist in Zusammenhang mit einer Beweglichkeitsprüfung", kritisiert Zantop, "Eine Überprüfung der passiven Stabilisatoren, bei der der Arzt das Knie bewegt und nicht der Patient selbst, reicht aber nicht aus", betont der Experte. Zudem seien die Anforderungen an die Kniemuskulatur und die Bewegungsmuster je nach Sportart unterschiedlich.

Daher überprüft "Return to play"-Test nicht nur die Muskelstärke, sondern erstellt auch eine Art Bewegungsanalyse. Dabei geht es unter anderem darum, Schwachstellen wie eine falsche Sprung- oder Lauftechnik zu ermitteln. Der Knieexperte empfiehlt den Test, der etwa anderthalb Stunden dauert, auch zur Prävention. "Studien haben gezeigt, dass Stabilisations- und Kräftigungsübungen oder angepasste Bewegungsabläufe wie das Landen mit dem gebeugten statt dem gestreckten Knie das Verletzungsrisiko deutlich senken können."

Als Beispiel hebt Zantop die häufige X-Bein-Stellung bei Sportlerinnen hervor, die die Bandstrukturen des Kniegelenkes unnötig belastet. "Der Test ermöglicht es, verletzungsanfällige Sportler, gerade auch bei Jugendlichen, zu identifizieren."Eine Ruptur des Kreuzbandes, vor allem des vorderen, gehört zu den häufigsten Sportverletzungen. Der Anteil von Kniegelenksschäden insgesamt liegt bei etwa 18 Prozent; ein großer Teil davon geht auf das Konto von Kreuzbandrissen. Hochrisikosportarten sind Fuß-, Hand- und Basketball sowie alpiner Skilauf. (red, 23.9.2015)