Bild nicht mehr verfügbar.

Mit 3D Touch bietet das iPhone ein neues Bedienkonzept.

Foto: AP

In Deutschland und den USA sind die neuen iPhones von Apple bereits erhältlich. In Österreich sollen die neuen Smartphones ab 9. Oktober in den Handel kommen.

Wenn man sich als Käufer eines neuen iPhones nicht gerade für die neue Apple-Modefarbe Roségold entscheidet, wird man mit den beiden neuen Modellen in der Öffentlichkeit nicht besonders auffallen. Selbst Experten werden rein äußerlich keinen Unterschied zwischen dem iPhone 6S oder 6S Plus zu den Modellen aus dem Vorjahr ausmachen. Nur das "S" im Aufdruck auf der Rückseite verrät den sonst unsichtbaren Unterschied. Trotzdem wirbt Apple mit der Behauptung "Das einzige, was sich geändert hat, ist alles". Das klingt widersprüchlich, trotzdem steckt im Apple-Spruch ein wahrer Kern.

Damit können die Geschichten über verbogene iPhones ins Archiv wandern

In der Form unverändert, verwendet Apple in den beiden S-Modellen nun eine deutlich härtere Legierung ("Aluminium 7000"), die sonst im Flugzeugbau und in der Raumfahrt zum Einsatz kommt. Damit können die Geschichten über verbogene iPhones ("Bendgate") wohl endgültig ins Archiv wandern. Das größere iPhone 6S Plus ist dadurch etwas schwerer geworden und bringt jetzt 192 statt 172 Gramm auf die Waage. Auch das iPhone 6S hat zugelegt, von 127 auf 143 Gramm.

Die beiden neuen iPhones.

Aber nicht nur das Gehäuse, auch das neue Display sorgt für ein Plus an Gewicht. Bei Größe und Auflösung hat sich nichts geändert, in einer zusätzlichen Schicht des Bildschirms steckt nun aber eine Sensorfolie, die erkennt, wie stark man auf das Display drückt. Apple nennt das Konzept "3D Touch". Nach etwas Eingewöhnungszeit hat man den Trick raus: Tippt man auf ein Symbol oder eine Textstelle etwas kräftiger, wird eine neue Funktion ausgelöst. Bei den App-Icons erscheint ein Kontext-Menü zum Aufrufen besonders häufig genutzter Funktionen. Per 3D Touch auf die Kamera-App kann so mit einem Tipp der Selfie-Modus der Kamera gestartet werden.

"Drück-mich-Effekt"

Diese "Quick Actions" bietet Apple quasi für alle seine Apps an. Bei der Foto-App führt die Abkürzung beispielsweise direkt zu den neuen Fotos, in Mail werden Mitteilungen der VIP-Kontakte schneller angezeigt als zuvor und bei der Karten-App gibt es für die Navigation nach Hause eine Abkürzung. Bislang waren dafür viele Wischer und Tipper nötig. Der "Drück-mich-Effekt" greift aber noch an anderer Stelle.

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA

Mit den beiden neuen iPhones führt Apple die Funktion "Peek and Pop" ein, was man mit "Reinschauen und Aufmachen" übersetzen kann. Mit "Peek" kann man beispielsweise in der Mail-App mit einem leichten Druck kurz in E-Mails reinschauen. Man muss dann nur loslassen, um die Voransicht zu beenden. Mit weiteren Wisch-Gesten kann man die Nachricht auch weiterleiten, als gelesen markieren oder löschen. Ein kräftiger Druck ("Pop") öffnet die Mail richtig.

Stromverbrauch gesenkt

Neu ist auch der Antrieb der neuen iPhones. Der A9-Prozessor soll rund 70 Prozent schneller als der Vorgänger werkeln. Die Grafik-Leistung soll um 90 Prozent gestiegen sein. In der Praxis bemerkt man das vor allem beim ersten Aufruf der Apps: Sie starten nun häufig mehr als doppelt so schnell. In dem A9-Chip steckt nun auch der M9-Coprozessor, der zuvor getrennt verbaut war. Mit dieser Konstruktion konnte der Stromverbrauch gesenkt werden, so dass die "Hey Siri"-Funktion nun auch ohne angeschlossenes Ladekabel funktioniert. Bei der Einrichtung des iPhones wird man gefragt, ob man die Sprachassistentin mit den beiden Worten "Hey Siri" aktivieren möchte. Nach einigen gesprochenen Übungssätzen reagiert Siri nur noch auf diese Stimme. Dabei wird das Stimm-Profil nicht auf Server in die USA übertragen, sondern bleibt nach Angaben von Apple auf dem Gerät.

Bild nicht mehr verfügbar.

Das Entsperren des Bildschirms geht nun spürbar flotter vonstatten.
Foto: APA

Auch beim Fingerabdruck-Sensor Touch ID hat Apple noch einmal nachgelegt. Das Entsperren des Bildschirms oder einzelner Apps geht nun spürbar flotter vonstatten.

Die neue iPhone-Kamera überzeugt mit scharfen und detailreichen Fotos

Den größten Sprung nach vorne machen die beiden neuen iPhone-Modelle bei der Kamera. Apple verwendet für die Hauptkamera nun jeweils einen 12-Megapixel-Sensor (statt bislang 8 Megapixel), bei der Selfie-Kamera sind es nun 5 (statt der zuvor mageren 1,2) Megapixel.

Zwar bieten manche Smartphones wie das Sony Xperia Z5 oder die neuen Telefone von Gigaset höhere Pixelzahlen. Die Qualität einer Smartphone-Kamera lässt sich aber nicht alleine an der Pixelzahl festmachen. Die neue iPhone-Kamera überzeugt mit scharfen und detailreichen Fotos, natürlichen Farben und geringem Farbrauschen bei wenig Licht. Beim 6S Plus sorgt ein optischer Bildstabilisator dafür, dass die Aufnahmen nicht verwackeln und längere Blendenöffnungszeiten in der Dämmerung möglich sind.

Live-Fotos als Sequenz

An die sich bewegenden Porträt-Bilder in den Harry-Potter-Filmen erinnert die Funktion "Live Photo". Dabei nimmt die Kamera jeweils eineinhalb Sekunden Video in hoher Auflösung und auch den Ton auf, bevor und nachdem man auf den Auslöser gedrückt hat. Im Universum der neusten Apple-Geräte (iPhone 6S und 6S Plus, Apple Watch und Mac mit OS X El Capitan) lassen sich diese Live-Fotos als Sequenz abspielen.

iPhone-Inside.

Andere Beobachter können den Effekt als 3-Sekunden-Video im H.264-Format genießen. Videos filmt die Kamera in 4K-Auflösung (30 Bilder pro Sekunde, 3840 x 2160 Pixel), was aber wegen des hohen Speicherbedarfs nur in wenigen Situationen sinnvoll erscheint. Relevanter dürfte sein, dass es Apple gelungen ist, die Qualität der herkömmlichen Full-HD-Aufnahme (1080p bei 60 Bildern pro Sekunde) erneut zu verbessern und etwa die Detailschärfe zu erhöhen.

Akku: Wie beim iPhone 6

Die Batterielaufzeit entspricht den Werten beim iPhone 6: Das iPhone 6S machte im Test – wie von Apple versprochen – nach über elf Stunden durchgehender Videowiedergabe schlapp und erzielte mit zwölf Stunden beim Surfen über WLAN sogar eine Stunde mehr als von Apple behauptet. Das Plus-Modell hielt beim Surfen rund 13 Stunden lang durch.

Happiger Preis, aber ...

Als Fazit kann man festhalten: Mit dem neuen Bedienkonzept 3D Touch und der überragend guten Kamera gibt Apple den Kunden mindestens zwei handfeste Gründe für das Upgrade oder den Umstieg auf die beiden neuen iPhones. Allerdings hat das auch seinen Preis, der in Europa noch happiger ausfällt als in den USA. Während die Preise jenseits des Atlantiks stabil geblieben sind, müssen die Europäer wegen des schwachen Euro-Kurses tiefer in die Tasche greifen. Das iPhone 6S wird mit 16 Gigabyte Speicher von Apple für 739 Euro verkauft. 64 Gigabyte kosten 110 Euro mehr, 128 GB weitere 110 Euro Aufschlag. Das iPhone 6S Plus kostet jeweils 110 Euro mehr als das entsprechende iPhone 6S (849, 959 und 1.069 Euro). (APA, sum, 27.9.2015)