Das kommt dabei heraus, wenn man einen Stararchitekten ranlässt: Sir Norman Foster hat das McLaren Technology Centre entworfen – viel Glas, Beton und ein künstlicher See.

Foto: McLaren

Wie in einem Zuckerlgeschäft für Superreiche: McLaren 650S harren in der Montagehalle des McLaren Production Centres ihrer Abholung.

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Erdgeschoß mit Geschichte: Links der 1929er Austin 7, mit dem Bruce McLaren erste Siege errang. Rechts dahinter der berüchtigte McLaren M7C, auch "Guillotine" genannt.

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Als wir diesen Wagen das erste Mal angestartet haben, sind die Lampen an der Decke zersprungen, so laut war der Motor", erzählt Matthew Betteridge. Seit diesem Ereignis seien zwei Dinge klar: warum viele der alten Mechaniker beinahe taub sind und dass man einen Oldtimer-Rennwagen, der über 800 PS hat, besser im Freien anlässt. Betteridge führt durch das McLaren Technology Centre (MTC) in Woking, rund eine Stunde von London entfernt.

Das vollverglaste, halbrunde Gebäude wurde vom Stararchitekten Sir Norman Foster entworfen, 2004 offiziell eröffnet und steht in einer parkähnlichen, rund 500.000 Quadratmeter großen Anlage – künstlicher See inklusive. Die McLaren Gruppe hat rund 800 Millionen Pfund (derzeit knapp 1,1 Milliarden Euro) in den Bau investiert. Ziel ist es, das "beste Sportauto" der Welt zu bauen. So werden hier, im McLaren Production Centre (MPC) genannten Teil, in diesen sehr hellen, sehr sauberen Räumlichkeiten, nicht nur Formel-1-Boliden entwickelt, sondern auch straßentaugliche Sportwagen zusammengebaut. Zum Beispiel der P1 oder der 650S.

Einmalige Farbe

Die betuchte Kundschaft kann hier zusehen, wie ihr Bolide noch einmal auf Hochglanz poliert wird, bevor sie ihn mit nach Hause nehmen kann. Für den Anschaffungspreis von bis zu 255.000 Euro darf man sich selbstverständlich die Lackierung aussuchen. Aber nicht nur das: Man kauft die jeweilige Farbe gleich mit. Damit soll verhindert werden, dass sich jemals zwei gleich aussehende McLaren 650S auf der Straße begegnen. 650 steht übrigens für die PS-Leistung des Supersportwagens. Leider wartet man vergeblich darauf, dass einer der Flitzer angestartet wird: Es ist hier nicht nur sauber, sondern auch erstaunlich ruhig.

Der Eingangsbereich des Centres ist der Geschichte McLarens gewidmet. Die Reise zu den Ursprüngen der Firma beginnt mit einem 1929er Austin 7, mit dem Bruce McLaren seine ersten Rennen gefahren ist. 1954 hat er damit sein erstes Rennen gewonnen, da war er 15 Jahre alt. Ein modernes Formel-1-Auto hat rund 120 Sensoren, dieser Austin hat genau einen: eine Motortemperaturanzeige, die zwei Werte anzeigt: "cool" und "normal". Drei Gänge, schwer zu handeln. Das Ding geht zwar nur 90, aber man würde lieber mit 200 Sachen in einem F1-Auto fahren als in diesem offenen Wagen, der nicht einmal Türen hat. Mit Reifen, die man am besten mit "Asphaltschneider" umschreiben könnte.

Sponsorenaufkleber

Die automobilen Exponate zeigen, wie sehr sich der Autorennsport verändert hat. Nicht nur in technologischer Hinsicht: Waren die ersten Rennwagen noch "unbefleckt", mehren sich im Lauf der Zeit die Sponsorenaufkleber. Sehr früh mit an Bord war die Uhrenfirma TAG Heuer, deren Verbindung mit dem Rennsport sich auf das Jahr 1911 zurückverfolgen lässt, als sie ein Bordinstrument für Fahrzeuge baute, den "Time of Trip", mit dem man erstmals die Streckenzeit direkt im Auto messen konnte.

Seit 30 Jahren existiert auch eine Partnerschaft zwischen TAG Heuer und McLaren. Die am längsten im Rennsport bestehende, wie Marc Deckenbrock von TAG Heuer genauso gerne betont wie die Meriten der Uhrenfirma im Zusammenhang mit der Zeitmessung bei Rennen. Zum Beispiel das Automatic Car Identification Timing System (ACIT), mit dem man das erste Mal messen konnte, welchen Zeitabstand die Boliden untereinander hatten. Diese Technologie machte die Rennen für das TV-Publikum interessanter und die Formel 1 erst so richtig lukrativ. "Ich habe die F1 für dich zur Geldmaschine gemacht", soll Jack Heuer zu Bernie Ecclestone gesagt haben. Womit er nicht ganz unrecht hat. (Markus Böhm, 17.10.2015)