Pieter Brueghel d. Ä.: das Gemälde "Kampf zwischen Fasching und Fasten" datiert aus dem Jahr 1559 und befindet sich seit 1748 im Bestand des Kunsthistorischen Museums.

Foto: KHM

Pieter Brueghel d. J. schuf 18 am Prototyp seines Vaters orientierte Versionen, darunter diese, die 1939 aus einem Museum in Krakau verschwand.

Foto: KHM Gemäldegalerie-Archiv

Der Unterschied liegt in Details, etwa der Leiche (re.u.), die im Gemälde des Vaters Pieter Brueghel d. Ä. fehlt.

Foto: KHM Gemäldegalerie-Archiv

Wien – Wenn es um das Auffinden von in der NS-Zeit entzogenen Kunstwerken geht, sind polnische Historiker derzeit aktiv wie schon lange nicht. Aktuell geht es um ein Gemälde von Pieter Brueghel d. Ä., das einem Bericht der Financial Times zufolge 1939 aus einem Museum in Krakau entwendet wurde und sich im Kunsthistorischen Museums (KHM) befinden soll: um das 1559 datierte Werk Kampf zwischen Fasching und Fasten, dem Experten einen Wert von bis zu 68 Millionen Euro attestieren.

Laut jüngst gefundenen Dokumenten habe eine gewisse Charlotte Wächter das Museum 1939 besichtigt und dieses Bild zusammen mit anderen an sich genommen, wird Diana Blonska, Direktorin des Krakauer Museums, zitiert. Charlotte war die Ehefrau des Österreichers Otto Wächter, der damals Gouverneur des Distrikts Krakau war. Blonska ist überzeugt, dass die Kunstwerke in Wien auf den Markt gelangten.

Vater und Sohn

Nur, das KHM-Gemälde ist seit 1748 durchgehend im Bestand, wie Gerlinde Gruber, stellvertretende Direktorin der Gemäldegalerie, auf Anfrage betont. Bei dem von Polen angeblich beanspruchten Werk handle es sich tatsächlich um eine Version von Sohn Pieter Brueghel d. J..

Laut Werkkatalog schuf er nicht weniger als 18 Fassungen dieses Motivs, die teils in Museums- wie Privatbesitz verstreut sind. Auf dem Kunstmarkt werden sie bei Auktionen zu Preisen von bis zu acht Millionen Euro gehandelt.

Der im Artikel der Financial Times indirekt erhobene Verdacht entbehrt tatsächlich jeder Grundlage. Im KHM ist man einigermaßen irritiert. Denn eine offizielle Anfrage der polnischen Institution blieb bis heute aus. Vor einer Woche sei man von einer Mitarbeiterin des Krakauer Museums kontaktiert worden, die Informationen zu einer Fotografie zu einem Werk Pieter Brueghel d. J. erbat, bei dem es sich um das in Krakau vermisste handelt. Im hauseigenen Dokumentationsarchiv der Gemäldegalerie werden Aufnahmen zu diversen Fassungen und Kopien von Originalen im Bestand verwahrt.

Details machen sicher

Gerlinde Gruber verweist auf Details, in denen sich die Bilder von Pieter d. Ä. und Pieter d. J. deutlich unterscheiden. Etwa "die Leiche rechts unten im Bild", die nur in den Versionen des Sohnes auftaucht. Das mit 1938 datierte Foto stammt von Franz Sochor, damals Restaurator für den "Sonderauftrag Linz" (Museum). Eine Spur, der polnische Historiker und professionelle Provenienzforscher wohl eher folgen sollten. (Olga Kronsteiner, 23.10.2015)