Android soll mit Chrome OS zusammengeführt werden.

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Seit Sundar Pichai vor einigen Jahren neben Chrome (OS) auch die Verantwortung für Android erhalten hat, halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass Google die beiden Betriebssysteme verschmelzen könnte. Mittlerweile zum Google-Boss avanciert, scheint Pichai diese Vision nun tatsächlich in die Tat umsetzen zu wollen, dies berichtet zumindest das Wall Street Journal.

Kombination

Google arbeite bereits seit zwei Jahren an der Kombination der beiden Betriebssysteme, heißt es in dem Bericht in Berufung auf zwei mit der Angelegenheit betraute Quellen. Laut den aktuellen Plänen soll das gemeinsame Betriebssystem 2017 fertiggestellt werden, eine erste Testversion soll es kommendes Jahr zu sehen geben – hierfür würde sich die üblicherweise Mitte des Jahres abgehaltene I/O-Konferenz anbieten.

Klarstellung

Die vom Wall Street Journal und anderen Medien daraus gezogene Interpretation, dass Google damit das Ende von Chrome OS einläutet, will das Unternehmen allerdings so nicht stehenlassen. So meldete sich rasch Android/Chrome-Chef Hiroshi Lockheimer auf Twitter mit einer Entgegnung zu Wort: Man stehe voll und ganz hinter Chrome OS und den darauf basierenden Chromebooks.

Eine vollständig Einstellung von Chrome OS wäre aber auch aus anderen Gründen überraschend: Denn auch wenn die Chromebooks bisher global gesehen laut IDC nur drei Prozent sämtliche Laptop-Verkäufe ausmachen, so ist man damit doch in einzelnen Nischen äußerst erfolgreich. So wird etwa der US-Bildungsmarkt von Chromebooks dominiert, und auch bei Unternehmen wachsen die Absätze der Chrome-OS-Laptops derzeit stark.

Gemeinsame Basis

Wahrscheinlicher ist insofern, dass Google schlicht eine einheitliche technologische Basis schafft. Also ein gemeinsames Betriebssystem, auf dessen Grundlage dann unterschiedliche Formfaktoren bedient werden. Ein solcher Schritt hätte mehrere Vorteile: Einerseits erspart man sich so einiges an Doppelläufigkeiten in der Betriebssystementwicklung, zudem könnte man dies aber auch nutzen, um die Stärken der jeweiligen Systeme zu kombinieren.

Android-Spekulationen

Interessant könnte insofern vor allem auch sein, wie sich dieser Schritt auf die Android-Welt auswirkt. Denn während Android notorisch von einer mangelhaften Update-Situation geplagt ist, werden Chromebooks unabhängig vom jeweiligen Hardwarehersteller alle sechs Wochen auf den neuesten Stand gebracht. Wie dies mit dem Drang von Samsung und Co. nach tiefen Eingriffen in das Betriebssystem zusammenpassen könnte, muss sich freilich erst zeigen.

Vorgeschichte

Schon in den vergangen Jahren hat Google einige Maßnahmen zur Vereinheitlichung von Android und Chrome OS vollzogen. So lassen sich mittlerweile Android-Apps zum Teil auch unter Chrome-OS nutzen. Für ein gemeinsames System wäre dann eine vollständige Kompatibilität zu erwarten. Laut dem Bericht des Wall Street Journals soll denn auch künftig der Play Store sowohl mobile Geräte als auch Laptops und Desktops mit Apps versorgen.

Brillo und Co.

Aber auch sonst sind bei genauer Betrachtung schon jetzt die ersten Vorboten einer Verschmelzung der Systeme zu erkennen. Sowohl bei der auf dem Streaming-Stick Chromecast genutzten Software als vor allem auch beim neuen Google-Betriebssystem für das Internet der Dinge, Brillo, handelt es sich aus technischer Sicht um eine Mischung aus Android- und Chrome-OS-Komponenten.

Pixel C

Und aus Hardwaresicht verweist wiederum das vor kurzem vorgestellte Pixel C in eine gemeinsame Zukunft. Handelt es sich doch dabei um das erste Gerät Googles, das mit Android ausgestattet ist, bei dem aber die Tastatureingabe eine wichtige Rolle spielt. (Andreas Proschofsky, 30.10.2015)