Bern – Dicke Luft wirkt sich negativ auf den Lernerfolg von Schulkindern aus. Das ist das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten Studie aus Spanien. Eine Schweizer Langzeituntersuchung kommt nun zu dem Schluss, dass Kinder, die in der Nähe von Autobahnen oder Autostraßen wohnen, ein erhöhtes Risiko aufweisen, an Leukämie zu erkranken.

Für die Studie des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern (ISPM) wurden die Daten des Kinderkrebsregister herangezogen und alle im Zeitraum von 1985 bis 2008 verzeichneten Krebsdiagnosen bei Kindern unter 16 Jahren inkludiert. Die Angaben zum Wohnort stammten aus der Volkszählung, wobei die anonymen Datensätze miteinander verlinkten wurden.

Auf die Entfernung kommt es an

Anschließend untersuchten die Forscher, ob Kinder, die sehr nahe an Autobahnen oder Autostraßen aufgewachsen sind, ein erhöhtes Krebsrisiko haben. Dazu teilten die Wissenschaftler die Wohnorte der Kinder in verschiedene Gruppen ein – beispielsweise in eine Entfernung weniger als 100 Meter, 100 bis 250 Meter, 250 bis 500 Meter und über 500 Meter von der nächsten Autobahn oder Autostraße.

Anschließen verglichen die Forscher die Leukämiehäufigkeit in den verschiedenen Distanzkategorien. Das Ergebnis: Kinder aus der Gruppe "unter 100 Meter" hatten ein um 47 Prozent erhöhtes Leukämierisiko im Vergleich zu Kindern, die mehr als einen halben Kilometer zur nächsten Autobahn oder Autostraße entfernt wohnten.

Benzol als mögliche Ursache

Eine zusätzliche Differenzierung nach dem Alter zeigte allerdings, dass sich die Risikoerhöhung auf 0- bis 4-jährige Kinder beschränkte. Was die weiteren Distanzkategorien und andere Krebsarten – wie etwa Hirntumore und Lymphome– betrifft, fanden die Forscher keine klaren Hinweise auf ein erhöhtes Risiko.

Den Studienautoren zufolge kommt Benzol als mögliche Ursache in Frage. Aus vorangegangen Studien ist bekannt, dass eine hohe Benzolbelastung am Arbeitsplatz Leukämien auslösen kann. "Insgesamt deuten die Resultate darauf hin, dass Luftverschmutzung durch den Verkehr das Risiko für Kinderleukämien erhöhen kann, insbesondere im Kleinkindalter", sagt die Kinderärztin und Leiterin des Schweizer Kinderkrebsregisters Claudia Kuehni. (red, 3.11.2015)