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Konrad Lorenz war Mitglied der NSDAP und vertrat die Rassenlehre.

Foto: dpa/Archivbild

Salzburg – Die Universität Salzburg hat dem Verhaltensforscher und Medizinnobelpreisträger Konrad Lorenz die Ehrendoktorwürde aberkannt. Lorenz habe aktiv nationalsozialistische Ideologie verbreitet und das im Verfahren zur Verleihung des Ehrendoktorats 1983 verschwiegen, begründete die Universität ihre Entscheidung. Neben Lorenz wird auch dem deutschen Wirtschaftsrechtler Wolfgang Hefermehl aus demselben Grund die Ehrendoktorwürde aberkannt.

Der 1989 gestorbene Lorenz war Mitglied der NSDAP, führte erbbiologische Studien im besetzten Polen durch und vertrat die Rassenlehre. "Durch die Hervorhebung der 'Ausmerzung' bzw. 'Auslese' als wesentlicher Maßnahme für das Überleben der Menschheit und ihrer Verbindung mit dem Rassismus und der 'nordischen Bewegung' als Grundlage des Staates verbreitet Lorenz wesentliche Elemente der rassistischen Ideologie des Nationalsozialismus", heißt es in der Begründung. Dieser Umstand lasse Lorenz als unwürdig erscheinen, als Ehrendoktor der Uni Salzburg geführt zu werden.

Hefermehl machte Karriere bei der SS: Ab 1934 war er SS-Sturmführer, seit 1941 SS-Obersturmführer, 1942 erfolgte die Einberufung zur Waffen-SS. Literarisch habe er sich bei der Formulierung von Kernelementen der nationalsozialistischen Arisierungsgesetzgebung als Landgerichtsrat im Justizministerium führend beteiligt. Hervorzuheben ist nach Ansicht des Uni-Senats der Aufsatz "Die Entjudung der deutschen Wirtschaft" in der Zeitschrift "Deutsche Justiz" 1938, in dem er Berufsverbote für Juden und Zwangsarisierungen forderte.

Untersuchung aller Ehrungen der Uni Salzburg

Die Universität Salzburg hat als erste österreichische Uni im Jahr 2014 eine gründliche Untersuchung hinsichtlich einer nationalsozialistischen Belastung geehrter Persönlichkeiten eingeleitet. Die Aberkennungen sind die ersten konkreten Konsequenzen. Im Oktober 2014 hat die Universität bereits dem ehemaligen Leiter des Naturkundemuseums Haus der Natur und Träger des SS-Totenkopfrings, Eduard Paul Tratz, die 1973 verliehene Ehrendoktorwürde aberkannt.

Weitere Aberkennungen könnten folgen. Die Überprüfung der Verstrickung von durch die Universität Geehrten in nationalsozialistisches Unrecht wird fortgesetzt und soll 2016 abgeschlossen werden. Danach werde die Studie veröffentlicht.

Kultur des Verschweigens, Vergessens und Verdrängens

Die Universität habe etliche aus heutiger Sicht falsche Entscheidungen über die Zuerkennung von Ehrungen an Personen mit nationalsozialistischer Vergangenheit getroffen, erklärte der Universitätssenat im Einvernehmen mit dem Rektorat.

In den Verfahren sei die Verstrickung mit dem Nationalsozialismus niemals thematisiert worden, systematische Auslassungen zu den Jahren 1933 bis 1945 in den Lebensläufen vieler Gelehrter seien hingenommen und nicht hinterfragt worden. "Durch diese Praxis hat sich die Universität selbst mit Schuld beladen, indem sie nämlich einer Kultur des Verschweigens, Vergessens und Verdrängens Vorschub geleistet hat", heißt es in dem Beschluss. (Stefanie Ruep, 17.12.2015)