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Protest im Oktober: Mittlerweile ist Martin Shkreli, der Medikamente verteuern ließ, in anderer Sache auch im Visier der Justiz.

Foto: AP / Craig Ruttle

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Shkreli am Donnerstag bei seiner vorübergehenden Verhaftung.

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Martin Shkreli postet auf Twitter gerne Fotos von Katzen – vor allem solchen, die sich in Geld rollen. Das allein mag bei einem 32-jährigen Chef eines US-Pharma-Unternehmens nicht überraschen, als unkonventionell und sympathisch gelten. Doch wenn der am Donnerstag wegen Betrugsverdachts verhaftete Shkreli das tut, fällt es schwer, keinen zynischen Hintergrund zu vermuten. Die Stubentiger gelten als Hauptüberträger der Krankheit Toxoplasmose – jener Infektion, die für die meisten Menschen ungefährlich ist, für HIV-Infizierte, Krebskranke und Babys aber tödlich sein kann. Und für die es lange Zeit ein leistbares Medikament gab – bis Shkrelis Firma Turing Pharmaceuticals dessen Produktion übernahm und die US-Preise von 13,50 auf 750 US-Dollar pro Tablette erhöhte.

Zu exklusiv für sich selbst

Den Aufschrei, der sich aus Internetforen schnell in die Medien ausbreitete, schien Shkreli, dessen Vermögen auf 100 Millionen US-Dollar geschätzt wird, zu genießen. Im Kapuzenpullover oder im Hemd, immer aber mit selbstsicherem Grinsen, trat er als "Gesicht der Gier" in TV-Shows auf, um zu erklären, er sei weniger den Kranken als vor allem seinen Investoren verpflichtet. Weitere Provokationen folgten: Im Herbst kaufte er um zwei Millionen Dollar das Wu-Tang-Clan-Album Once Upon a Time in Shaolin,von dem es nur eine Ausgabe gibt und das Millionen Fans gerne hören würden. Hip-Hop-Fan Shkreli teilte später mit, er habe bisher nicht die Zeit dafür gehabt, dem Werk zu lauschen. Kritik der Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton beantwortete er auf Twitter mit "lol" und offline mit einer Spende an ihren linken Konkurrenten Bernie Sanders, der das Geld empört zurückgab.

Eine Millionenspende aus Hohn

Seiner alten High School für Hochbegabte in New York, wo er als intelligent, aber uninteressiert gegolten hatte, spendete er eine Million Dollar. Aus Hohn – der in eine albanische Immigrantenfamilie Geborene hatte seine Ausbildung kurz vor Abschluss abgebrochen. Danach lebte Shkreli, wie Bloomberg schreibt, "den amerikanischen Traum, um ihn anschließend zu verspotten". Mit 17 begann er in der umstrittenen Finanz-TV-Show "Mad Money" als Praktikant, später überzeugte er Investoren von eigenen Finanzunternehmungen.

Shkrelis vorübergehende Verhaftung – er bestreitet alle Schuld – hat mit diesen Kontroversen nichts zu tun. Es geht um angeblichen Investorenbetrug. Am Freitag meldete sich Turing Pharmaceuticals zu Wort: Man arbeite an der Ablöse des Firmenchefs. Dieser nahm den Schritt vorweg und trat selbst zurück. (Manuel Escher, 18.12.2015)