"The Hateful Eight": Neuer Ärger mit Filmpiraten für Regisseur Quentin Tarantino.

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Alle Jahre wiederholt sich das gleiche Spiel: Im Vorfeld der Oscars werden die nominierten Filme an die Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Sciences verschickt, damit diese darüber bestimmen können, welche Streifen schlussendlich die bekannteste Auszeichnung der Filmwelt erhalten sollen. Und ebenso sicher entkommen diese Kopien im Vorfeld ins Internet. Doch so dick – und früh – wie heuer kommt es dabei selten.

"The Hateful Eight"

Mehr als zwei Monate vor der Oscar-Verleihung sind nun zahlreiche Oscar-nominierte Filme auf Bittorrent-Webseiten aufgetaucht. Den Anfang machte Quentin Tarantinos "The Hateful Eight" und damit ein Streifen, der regulär erst in wenigen Tagen in die US-Kinos kommen soll. Bei der Release handelt es sich um einen sogenannten DVD-Screener, also eine Kopie bei der das Ausgangsmaterial eine DVD war.

40 Filme

Für die Veröffentlichung zeichnet die Szenegruppe Hive verantwortlich, die in einer beiliegenden NFO-Datei zahlreiche weitere Releases ankündigt. Insgesamt 40 für den Oscar vorgeschlagene Filme sollen in den kommenden Tagen folgen. Dass das nicht bloß großes Gerede ist, haben die Filmpiraten mittlerweile belegt. In den vergangenen Stunden wurden bereits DVD-Screener von anderen neuen Filmen veröffentlicht, darunter "The Revenant" mit Leonardo DiCaprio und der neueste Film von Sylvester Stallone, "Creed" – beides Streifen, deren Kinostart erst für Jänner 2016 vorgesehen ist.

Alle paar Stunden kommen derzeit auf einschlägigen Seiten neue Oscar-Filme hinzu.
Screenshot: STANDARD

Suche nach der Lücke

Wie die Piraten an die Filme gekommen sind, ist derzeit noch unklar. In der Vergangenheit waren es zum Teil Academy-Mitglieder selbst, die die Filme Dritten weitergaben. Aber auch das Abfangen von Postpaketen ist eine durchaus denkbare Variante, immerhin ist es kein großes Geheimnis, wer in der Academy sitzt.

Vorgeschichte

Besonders bitter ist die Veröffentlichung wohl für Regisseur Tarantino, immerhin ist es schon das zweite Mal, dass er rund um "The Hateful Eight" Ärger mit Filmpiraten hat. Bereits Anfang 2014 war eine frühe Fassung des Skripts geleakt worden, worauf Tarantino kurzfristig sogar den Abbruch des Projekts ankündigte.

The Weinstein Company

Kinos

Doch auch Kinobetreiber dürften angesichts der Leaks alles andere als erfreut sein. Immerhin hätte gerade "The Hateful Eight" das Weihnachtsgeschäft ankurbeln sollen. Beim Wiener Gartenbaukino ist man über den Leak jedenfalls äußerst verärgert – und macht dem Unmut über die Achtlosigkeit der Studios mit deutlichen Worten via Twitter Luft.

"The Interview"

Mit den aktuellen Leaks könnte der Filmbranche die zweite Feiertagssaison in Folge von Piraten verdorben werden. Damals waren es allerdings "nur" Sony-Filme, die nach einem vieldiskutierten Hack der Systeme des Filmstudios veröffentlicht wurden. Auf den Kinostart der Nordkorea-Satire "The Interview", der im Zentrum der Kontroverse stand, aber selbst nicht geleakt wurde, verzichtete Sony Pictures schlussendlich zur Gänze. (apo, 21.12.2015)