Tokio – Es ist erst elf Jahre her, da konnten Forscher die allerersten Bilder eines lebenden Riesenkalmars in seiner natürlichen Umgebung in 900 Metern Tiefe einfangen. Die Fotos stammen aus der Region vor der japanischen Insel Ogasawara. Die ersten Filmaufnahmen von Architeuthis dux gelangen ein Jahr später in derselben Gegend. Seither kam es hauptsächlich in japanischen Gewässern immer wieder zu Sichtungen, doch die Gelegenheiten, bei denen die beeindruckenden Tiere gefilmt wurden, lassen sich an einer Hand abzählen.

Am 24. Dezember tauchte in der Toyamabucht an der Nordküste der japanischen Insel Hunshu erneut eines dieser gewaltigen Riesentintenfische auf – und diesmal gelangen spektakuläre Aufnahmen aus nächster Nähe. Die Bilder sind einem furchtlosen Taucher zu verdanken, der mit seiner Kamera ins Meer sprang, um dem großen Besucher aus der Tiefsee gleichsam auf Augenhöhe gegenüber zu treten.

Video: Japanischer TV-Bericht über die Begegnung mit dem Riesenkalmar.
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"Meine Neugier war wesentlich größer als meine Angst, also sprang ich ins Wasser und schwamm näher heran", berichtete Akinobu Kimura gegenüber CNN. "Das Tier sah nicht verletzt aus, es wirkte sogar recht lebendig, versprühte Tinte und versuchte, mich mit seinen Tentakeln einzufangen. Ich lockte das Tier ins offene Meer hinaus und es verschwand schließlich wieder in der Tiefsee."

Das Exemplar mag riesig erscheinen, doch mit seinen knapp vier Metern Länge dürfte es sich erst um ein Jungtier gehandelt haben. Nach derzeitigen Schätzungen erreicht Architeuthis dux eine Länge von bis zu zwölf Metern. Gesichert ist dies aber keineswegs, dafür liegen schlicht zu wenig Informationen vor. Übertroffen wird Architeuthis hinsichtlich der Größe und des Gewichts allerdings noch vom Koloss-Kalmar (Mesonychoteuthis hamiltoni). Die in antarktischen Gewässern lebende Spezies soll bis zu 14 Meter lang werden. (tberg, 29.12.2015)