Pflanzliche Eiweißquellen als Ersatz für Fleisch: Ein gesundes Projekt für 2016

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Lupinenflocken: Eine bislang eher wenig bekannte pflanzliche Eiweißquelle, kann Teil einer gesundem Ernährung sein.

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Erbsensuppe. Dicke Bohnen. Linseneintopf. Das klingt nach Hausmannskost. Mit ihrem hohen Eiweißanteil sind Hülsenfrüchte ein wichtiger Teil der Ernährung weltweit. Und das seit Jahrtausenden. Schon in der Bibel hat gibt Esau sein Recht als Erstgeborener für ein Linsengerichtan seinen Bruder Jakob ab.

Linse wie auch Bohne und Erbse fristeten hierzulande lange ein Schattendasein, obwohl sie mit ihrem hohen Eiweißgehalt eine wichtige Nahrungsquelle sind. Die UN haben 2016 zum Internationalen Jahr der Hülsenfrüchte erhoben – "in dem Wunsche, auf die Rolle aufmerksam zu machen, die Hülsenfrüchten als Teil einer auf Ernährungssicherheit und gute Ernährung gerichteten nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion zukommt".

Gegen Übergewicht und Diabetes

Gesundheitsorganisationen auf der ganzen Welt empfehlen "den Verzehr von Hülsenfrüchten als Teil einer gesunden Ernährung". Sie sollen Übergewicht, Diabetes, Herzerkrankungen und Krebs vorbeugen.

Tofu, Falafel und Humus aus Kichererbsen, das nepalesische Nationalgericht Dal Bhat mit Linsen – die internationale Küche kommt ohne Hülsenfrüchte nicht aus. "In Kulturkreisen, in denen traditionell wenig Fleisch verzehrt wird oder werden kann, in Afrika, Asien und Südamerika, sind sie die wesentliche Protein-Ernährungsgrundlage", sagt Manuela Specht, Referentin bei der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP). Allerdings seien sie in Mitteleuropa "aus der Mode gekommen".

Fleisch essen galt in Zeiten des Wirtschaftswunders als Statussymbol. Und Hülsenfrüchte enthalten schwer verdauliche Zuckermoleküle. Die Folge: Blähungen.

Kein Arme-Leute-Essen

Mit einer Abkehr von hohem Fleischkonsum bekommen Hülsenfrüchte nun einen neuen Stellenwert. Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch oder ganz ohne tierische Produkte vegan. "Die Ernährungsgewohnheiten ändern sich", sagt Kurt-Jürgen Hülsbergen, Professor für Ökologischen Landbau am Wissenschaftszentrum Weihenstephan der Technischen Universität (TU) München. Erbse, Bohne, und Linse seien kein Arme-Leute-Essen mehr. "Ich glaube, dass der Trend anhalten wird."

Die EU-Agrarreform hat 2015 fast zur Verdoppelung des allerdings weiter geringfügigen Hülsenfruchtanbaus beigetragen. Denn die Bauern müssen nach den neuen Regeln fünf Prozent der Felder als ökologische Vorrangflächen bewirtschaften, etwa mit Leguminosen.

Wichtig in der Landwirtschaft

"Leguminosen sind praktisch ihre eigene kleine Stickstofffabrik", erklärt Specht. Sie gehen eine Symbiose mit Bakterien ein, die an ihren Wurzeln Stickstoff anreichern, natürlicher Dünger. Zudem lockern sie den Boden. "Die Signale stehen auf Wachstum, weil sie für den Ackerbau so viel Gutes bedeuten", sagt Specht.

Nachteil: Bohne und Erbse unterliegen starken Ertragsschwankungen und kränkeln schnell. "Es ist ein großes Problem, gesunde Erbsen anzubauen", betont Hülsbergen. Nicht zuletzt wegen des geringen Anbaus wurde wenig in neue Züchtungen investiert.

Forscher und Bauern fordern hier dringend mehr Förderung von Forschung und Züchtung. Die Bundesregierung hat dazu eine "Eiweißpflanzenstrategie" aufgelegt.

Lupinen entdecken

Lupinen zählen ebenfalls zu den Hülsenfrüchten. Die Lupine galt bisher vorwiegend als Tierfutter – oder als bunte Zierde im Garten. Die Samen schmecken nicht, riechen nach Heu, und die Bitterstoffe können sogar giftig sein. Forscher haben nun ein Verfahren entwickelt, um den bitteren und grasigen Beigeschmack zu entfernen. Es gelang ihnen, die Lupinen-Proteine für die Nahrungsmittelherstellung zu isolieren.

Mit etwas Spürsinn finden sich erste Lupinen-Produkte im Supermarkt: Lupinen-Desserts, Nudeln, Brotausstrich, eine Art Milch und Joghurt. " Mit dem neutralen Lupinen-Eiweiß lässt sich auch Eiscreme herstellen. Das Eiweiß kann für Feingebäck dienen – und soll, so hört man, sogar für Schwedenbomben geeignet sein. Es ist die Renaissance einer uralten Kulturpflanze: Schon die Ägypter gaben ihren Pharaonen Lupinensamen mit ins Grab. (APA/red, 4.1.2016)