Kaffee, eines der Lieblingsgetränke der Österreicher, kann das Leberkrebsrisiko senken, heißt es in einer aktuellen Studie.

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Die Österreicher trinken überdurchschnittlich viel Kaffee. Mit einem Verbrauch von 8,3 Kilogramm pro Kopf lagen sie 2014 weit über dem europäischen Durchschnitt von 4,9 Kilogramm. Mehr Kaffee konsumierten nur die Finnen (12,1 Kilogramm) und die Norweger (9,1 Kilogramm).

Einen Spitzenplatz belegen die Österreicher auch beim Alkohol: Nur in Litauen wird mehr "Geistreiches" getrunken als hierzulande. – Das zeigte kürzlich der Bericht "OECD Health Statistics 2015", der den Alkoholkonsum in allen 34 Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) erhoben hat.

Kaffee und Alkohol haben eines gemein: Sie werden in der Leber abgebaut. Der große Unterschied: Übermäßiger Konsum von Bier, Wein und Schnaps schädigt nachweislich die Leber, im schlimmsten Fall führt er zur Leberzirrhose. Kaffee dürfte hingegen die Leber schützen. Diesen Schluss legt zumindest eine aktuelle Studie nahe, die am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) durchgeführt wurde.

Vier Tassen für die Lebergesundheit

Das Forscherteam um Krasimira Aleksandrova und Heiner Boeing hat herausgefunden, dass das Leberkrebsrisiko unter anderem mit der Menge des Kaffeekonsums korreliert. Demnach weisen Menschen, die täglich mehr als vier Tassen Kaffee (600 Milliliter) konsumieren im Vergleich zu Menschen, die weniger als zwei Tassen trinken, ein um 75 Prozent vermindertes Risiko auf, an Leberkrebs zu erkranken.

Für ihre Analyse nutzen die Wissenschafter Daten von 519.000 Europäern aus der EPIC-Studie, einer der größten europäischen Langzeiternährungsstudien. Zudem nahmen die Forscher die Blutproben von 125 Menschen, die während der EPIC-Studie erstmals an Leberkrebs erkrankten und verglichen diese mit den Werten von 250 gesunden Probanden.

Kein Hinweis auf chronische Erkrankungen

Die Blutproben hatten die Wissenschafter ab Beginn der Studie 1992 im Zweijahresrhythmus entnommen und bis zur Analyse in flüssigem Stickstoff gelagert. Die Langzeituntersuchung zeigte, dass besonders drei Biomarker für die Risikobeziehung zwischen Kaffeekonsum und Leberkrebs eine bedeutende Rolle spielen dürften. Dazu zählen Interleukin-6, der an der Regulation von Entzündungsreaktionen beteiligt ist, sowie die beiden Enzyme Aspartat-Aminotransferase (AST) und Gamma-Glutamyltransferase (GGT), die auf eine Schädigung der Leberzellen beziehungsweise auf eine Gallenerkrankung hinweisen.

"Unsere Biomarkeranalysen sprechen dafür, dass es eine ursächliche Beziehung zwischen einem starken Kaffeekonsum und einem verminderten Leberkrebsrisiko gibt. Sie lassen zudem annehmen, dass Kaffee die Leber vor Entzündungen und Zellschäden schützt und so der Krebsentstehung entgegenwirkt", berichtet Erstautorin Krasimira Aleksandrova.

Entgegen häufigen Annahmen konnte außerdem gezeigt werden, dass "der Genuss von Kaffee nicht mit einem erhöhten Risiko für chronische Erkrankungen verbunden ist. Daher spricht aus gesundheitlicher Sicht nichts dagegen, Kaffee zu trinken, wenn man ihn gut verträgt", ergänzt Heiner Boeing vom DIfE.

Die Kaffeelust der Finnen

Der positive Effekt von Kaffee auf die Leber wurde bereits in anderen Untersuchungen nachgewiesen. So konnte etwa eine finnische Studie aus dem Jahr 2013 zeigen, dass Kaffee die negativen Folgen des Alkoholkonsums abschwächen kann. Die Forscher von der finnischen Universität Tampere werteten dazu die Daten von knapp 9.000 Männern und rund 10.000 Frauen aus.

Neben Blutproben wurden auch die Angaben zu Kaffee- und Alkoholkonsum analysiert. Es zeigte sich, dass Menschen, die überdurchschnittlich viel Alkohol trinken, auch eine erhöhte Konzentration des Leberenzyms GGT aufweisen. GGT dient als Marker, der im Zusammenhang mit anderen Werten auf eine Lebererkrankung hinweist.

Allerdings war besonders bei Männern, die neben zu viel Alkohol auch mindestens vier Tassen Kaffee täglich konsumierten, die Konzentration des Enzyms im Blut weniger stark erhöht, als zu erwarten war. Wer übermäßig Alkohol, aber keinen Kaffee trank, hatte die höchsten GGT-Werte. Die schlechte Nachricht: Der postalkoholische Kater lässt sich durch Kaffee nicht wegtrinken. (gueb, 7.1.2016)