Benjamin Völz.

Foto: Benjamin Völz

Der Synchronsprecher bei der Arbeit

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Zu hören ist Benjamin Völz derzeit mit der Stimme von David Duchovny in der US-Serie "Aquarius", donnerstags um 21 Uhr auf Sky Atlantic HD.

Foto: AP / Vivian Zink / NBC

STANDARD: Nach 14 Jahren gibt es neue Folgen von "Akte X". Freuen Sie sich?

Völz: Doch, schon. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob es gut wird, aber ich nehme an, sie hatten genug Zeit, zu überlegen, wie man es am Gescheitesten machen kann.

STANDARD: Sie haben da so Ihre Bedenken?

Völz: Ich hoffe, es wird alles hübsch. Aber haut’s mich heute noch um? Akte X war eine Art Blaupause für ganz viele Serien, die danach kamen. Ein Mann und eine Frau ermitteln zusammen, sie die Pragmatikerin, er träumt und hofft und glaubt – das hat Schule gemacht.

"Akte X" Trailer Staffel neun.
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STANDARD: Sie sind die Stimme David Duchovnys seit Beginn von "Akte X" im Jahr 1993. Den zweiten Film haben Sie aber ausgelassen. Sie wollten mehr Geld.

Völz: Da sagte ich zum ersten Mal, Leute, es ist nicht in Ordnung, wie die ganze Branche bezahlt wird. Ich fragte die Synchronfirmen, wieso sie sich bei amerikanischen Produktionen gegenseitig unterbieten. Ich führte einen kleinen Kampf und musste bemerken, dass die Firmen da nicht nachziehen. Teilweise wird da mit Preisen aus den 1960er und 1970er-Jahren gehandelt.

STANDARD: 4000 Euro pro Film – in der Höhe spielt es sich ab?

Völz: Das ist ganz unterschiedlich. Für meine Stammschauspieler rufe ich eine Grundgage auf. Man muss es anpassen, speziell bei amerikanischen Blockbustern.

STANDARD: Hat Ihr Aufstand etwas bewirkt?

Völz: Die Öffentlichkeit war angepisst, aber ich war einfach nur konsequent. Dabei muss man sich nur die Dimensionen ansehen. Ein bezeichnendes Beispiel sind Filmpremieren. Da wird die Prominenz der ganzen Stadt eingeladen, Synchronsprecher nicht. Das Budget für das Premierenbuffet ist wahrscheinlich höher als meine Gage. Wir haben darüber geredet, und da hat sich etwas geändert.

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STANDARD: Spürten Sie das in der Folge? Kamen weniger Anfragen?

Völz: Mich besetzt keiner mehr neu für eine Rolle. Meine alten Rollen sind geblieben, und jetzt mache ich mehr Dokus.

STANDARD: Haben Sie David Duchovny je persönlich getroffen?

Völz: Nein, wir kennen uns nicht. Obwohl er mir natürlich sehr vertraut ist. Ich kenne von ihm wahrscheinlich sehr private Momente. Schauspieler können sich ja nie komplett verstellen und sind immer auch ein Teil ihrer selbst. 120 Folgen Akte X 100 Folgen Californication, 13 Folgen Aquarius – da kennt man jemanden nach einer Weile.

STANDARD: Wie wurden Sie Duchovnys Sprecher?

Völz: Der Produktionsleiter sprach mich am Flur an und fragte mich. Das war es. Ab dem Tag hat sich nichts geändert. Ich spreche ihn ja immer ähnlich.

The X-Files

STANDARD: Jetzt klingen Sie aber doch sehr anders als Ihre Figuren. Wie eignen Sie sich die Rolle an?

Völz: Ich glaube, es liegt in erster Linie an der Konzentration. Für mich ist das das A und O. Ich bin meistens mit einem Regisseur, Tonmeister und einer Cutterin im Studio, und dann gibt es für mich nur das Bild: Was sehe ich, was spielt er?

STANDARD: Wie variieren Sie? Charlie Sheen klingt anders als David Duchovny.

Völz: Charlie Sheen ist einfach lauter, ganz anders als Matthew McConaughey, der ganz leise spricht. True Detective war meine Lieblingssache in den letzten zehn Jahren. Das war schön, da konnte ich ganz leise sprechen.

Benjamin Völz mit der Stimme von Charlie Sheen in "Mein cooler Onkel Charlie".
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STANDARD: Sie sind auch die Synchronstimme von Elvis Presley. Wie kam’s dazu?

Völz: Ich habe ihn einmal gesprochen. Das war ein Film, in dem im Hintergrund ein Fernseher lief und wo Elvis sprach. Es waren insgesamt nur fünf oder zehn Sätze. Die Filme aus den 1950ern selbst hat ewig und drei Tage Rainer Brand gesprochen, der auch Tony Curtis war.

Und als Matthew McConaughey in "Dallas Buyers Club".
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STANDARD: Ist Ihnen schon einmal passiert, dass Sie zwei Stimmen in einem Film sein sollten?

Völz: Das war so bei James Spader und Keanu Reeves. Ich wurde gefragt, wen ich sprechen möchte und entschied mich für Reeves, weil ich ihn schon so oft davor gesprochen hatte. Oder weil ich ihn ganz einfach mag, obwohl ich finde, dass er nicht der vielseitigste Schauspieler ist.

Benjamin Völz mit der Stimme von Keanu Reeves in "John Wick".
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STANDARD: Schauen Sie sich selbst synchronisiert?

Völz: Ja, doch. Ich sehe meine Szenen ja oft nicht im Zusammenhang.

STANDARD: Zuletzt snychronisierten Sie Duchovny in der Serie "Aquarius" (donnerstags, 21.05 Uhr, Sky Atlantic HD). Wie lange braucht eine Folge?

Völz: Das kann ich nicht genau sagen, es hat sich geändert. Synchronfirmen stehen unter großem Druck. Heute macht man bis zu 300 Takes pro Tag. Bei Aquarius hatte ich pro Tag eine Folge.

STANDARD: Ihr Vater Wolfgang Völz ist einer der berühmtesten Synchronsprecher, die Stimme von Peter Ustinov, Mel Brooks, Walter Matthau und Michel Piccoli. Was haben Sie von ihm gelernt?

Völz: Die Art zu verhandeln. Ich bin vielleicht sogar konsequenter. Wenn mir etwas nicht gefällt, sage ich das. Natürlich halte ich mich an Verträge, aber ich lasse mich nicht für blöd verkaufen.

STANDARD: Manche sehen in der Synchronisation den Untergang des Abendlandes. Kränkt Sie das?

Völz: Ich fühle mich unbeachtet. Selbst in großen Kinderfilmen stehen Synchronsprecher im Abspann als allerletztes. (Doris Priesching, 10.1.2016)