Die Verbindung zwischen Muskeln und Stützapparat sind die Faszien – sie bilden ein Netzwerk im Körper, das stimuliert werden will.

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Anna Cavelius, Siegbert Tempelhof, Daniel Weiss
Faszientraining für Sport und Fitness
Gräfe und Unzer 2015
47 Seiten, 24,99 Euro

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Erstaunlich, aber wahr. Es gibt immer noch Areale im menschlichen Körper, deren Funktionen quasi unentdeckt sind. Oder zumindest bislang von den Wissenschaftlern nicht genügend beachtet wurden.

Faszien zum Beispiel: Das ist eines jener Worte, die vor ein paar Jahren nur eine Handvoll Menschen kannten. Etwa jene Menschen, die sich mit dem Rolfing beschäftigten. Die überwiegende Mehrheit von Orthopäden und Therapeuten nannten es Bindegewebe und standen diesem konstitutierenden Elementen des Körpers indifferent gegenüber.

Das hat sich aktuell stark geändert. Das kollagene, faserige Bindegewebe, das wie Hüllen die Muskeln ummantelt, ihnen Struktur verleiht und für die Anbindung an Gelenke, Knochen und auch Nerven zuständig ist, rückt gerade ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Dabei, so entdeckt man immer mehr, ist dieses Netzwerk für die Körperwahrnehmung entscheidend.

Kurz und bündig

Wer einen Schnellsiedekurs dazu will, könnte sich den neuen Ratgeber "Faszientraining für Sport und Fitness" zu Gemüte führen. Auf 47 Seiten ist hier alles Wissenswerte über das Fasziennetz des Körpers, das auch als der sechste Sinn des Menschen bezeichnet wird, versammelt.

Konkret: Faszien wollen massiert werden, vor allem nach körperlicher Anstrengung. Das regt die Durchblutung an, hilft Spannungen abzubauen und hat deshalb vor allem für Sportler ganz unerwartet positive Effekte, wenn es darum geht, Überbelastungen langfristig zu vermeiden. Faszientraining ist Verletzungsprophylaxe, wird mehrmals wiederholt.

Wohliges Stöhnen

Wer diese Form der Selbstmassage ausprobiert, wird merken: Dort, wo Verspannungen sind, tut es zu Beginn weh, dann lösen sich die Schmerzen allerdings von selbst. Vom Gefühl ist es also so wie eine harte Massage, nur eben ohne Masseur im Do-it-yourself-Verfahren. Zudem kann man die Intensität selbst dosieren.

Bei diesem Buch gibt es das entsprechende Trainingsgerät aus einer Art Hartplastikschaum mit dazu. Im Gegensatz zu den boomenden Black-Roll- Faszienrollen sieht das im Buch mitgelieferte Exemplar allerdings eher wie eine Pfeffermühle aus.

Wer seine Faszien zu Wohlspannung verhelfen will, muss seine Muskeln mit dieser Rolle regelmäßig massieren. Sich draufsetzen, drüberrollen, an Schmerzpunkten verharren und sie lösen. Wer sämtliche großen Muskelstränge des Körpers durch hat, fühlt sich wie neu geboren.

Die entsprechenden Übungen mit Bild und Handlungsanweisungen sind sozusagen der Hauptteil im Buch. Das Schöne am Faszientraining ist der Do-it-yourself-Aspekt. Kann jeder ausprobieren. Die Übungen sind so einfach, dass sie jeder schaffen kann. (Karin Pollack, 18.1.2016)