Wien – Vieles ist dieser kleinen, dreckigen Esskolumne ja völlig wurst, aber die Wurst kann ihr alles bedeuten. Wir haben hier schon die beste Bosna gesucht und uns nicht nur einmal über den allerbesten Leberkäs Gedanken gemacht – zum Beispiel, warum Oberösterreicher diesen Käse wählen und wie happy der Pepi doch macht. Und dann wird ein paar Ecken weiter dieses etwas in die Jahre gekommene Wurstpavillönchen rundumerneuert. Auf dass er fürderhin noch ein paar Jahrzehnte weiter zurückverweist und sich darob Kaiserzeit heißt.

Gar nicht deppert

Das verweist auf den kleinsten von vier Kommanditisten der Kaiserzeit Gastro KG, wie man ohnehin schon allerorten lesen konnte ist das, mit rund 8,3 Prozent, Rudi Roubinek, bekannt etwa als Obersthofmeister Seyffenstein in "Wir sind Kaiser" im ORF. Die von Roubinek auf Puls 4 bekannte Frage "Bist du deppert" kann man hier durchaus verneinen.

Denn, so der Lokalaugenschein:

Foto: Harald Fidler
  1. Freitagmittag standen zwar keine Schlagen vor dem Würstelstand, wie man sie vor der Wiener Filiale des Leberkas Pepi durchaus erleben kann, aber der gute Mann am Pult war auch gut beschäftigt mit Bratwurst, Hotdog und Leberkas, die auch gern in größeren Mengen mit ins Büro genommen wurden.
  2. Das Flex gegenüber kann durchaus für ordentliches Geschäft in der zweiten Schicht sorgen, je nach Genre und Publikum halt.
  3. Die ersten Nächte sollen jedenfalls zeigen, heißt es am Stand, dass der Andrang deutlich länger anhalten würde als die für 4 Uhr früh vorgesehene Sperrstunde.

Man muss sich also für's Erste eher keine Sorgen um die Wurstversorgung in der Gegend mehr machen. Mit durchaus ordentlicher Wurst von, so sagt die Karte, dem einen oder anderen ordentlichen Wurstmacher. Wenn man über Spompanadeln mit Trüffelöl über der Kalbsbratwurst mit einem Stifterl Champagner für 24,90 Euro – das fänd' ich eher Chadon, wie die schon Karte über den Moet sagt.

Die Feine Weiße

Weiße, fein
Foto: Harald Fidler

Aber: Die "Feine Weiße", Kalbsbratwurst also, für 3,90 frei vom ohnehin praktisch immer überflüssigen Trüffelöl, entspricht durchaus ihrem Namen, meine hätt vielleicht ein bisserl knuspriger sein können, aber der Stand hatte da noch nicht lang offen. Und, zugegeben, mir sind etwas gröbere Würste halt noch ein bisschen lieber.

Die Eitrige

Krainer, gekäst
Foto: Harald Fidler

Die Käsekrainer (3,90) zum Beispiel, sehr gut, knusprig gebraten, nicht übertrieben wuchtig für das Genre – einfach gut.

Die Blunze auf dem heißen Blech

Blunze, prämiert
Foto: Harald Fidler

Zur Blunze (3,90) bin ich noch gekommen, deren Haut Kostprofi Florian Holzer nicht verputzen mochte, er war insgesamt nicht so begeistert, schien mir. Ich kann berichten: Man kann die Haut essen. Und weil sie sich nicht so leicht schneiden lässt, bekommt man gar richtiges Besteck dazu – das ist doch einmal richtig hoheitliches Würstelstandfeeling.

Meine Blutwurst wurde mehrfach ausgezeichnet, jedenfalls ihr Hersteller, sagt die Karte, der Wagenhofer ist wohl jener aus Zemendorf – ich schwör ja noch immer auf den Blunzenkaiser Gutscher in Königstetten, hab dessen Erzeugnisse aber schon eine Weile nicht mehr probiert.

Meine Wagenhoferwurst lag womöglich schon eine Weile auf dem heißen Blech und schien mir stellenweise für das doch an sich recht fette Genre ein bisserl trocken. Aber vielleicht ist das einfach keine rundum artgerechte Haltung hier für blutige Würste.

Es gibt ja noch genug andere hier, und Gulaschsuppe zudem. Aber die ging sich bisher ebensowenig aus wie die Mangalitza-Bratwurst. Die kommen schon noch in meine Gasse. (Harald Fidler, 26.1.2016)

Doch nun die Frage an Sie: Wo ist der beste Würstelstand im ganzen Land? Wer darf sich unumstrittener Würstelkaiser nennen? Wir freuen uns auf Ihre Tipps!