Die Brennstoffzelle.

Foto: Toyota

Das Info-Display des Mirai.

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Toyota hat in Sachen Brennstoffzelle schon einen gewissen Startvorteil, denn bereits bei der Grundsatzentscheidung zum Hybridantrieb des Prius dachte man auch an Wasserstoff. So gibt es erstaunliche Parallelen zur Antriebsarchitektur des Prius. Einziger grundsätzlicher Unterschied: Der Verbrennungsmotor fehlt, stattdessen sorgt die Brennstoffzelle für Energienachschub für den Elektromotor. Darum muss anstatt Benzin Wasserstoff mitgeführt werden, was allerdings etwas schwieriger aber nicht unlösbar ist.

Mit dem Mirai will Toyota bei Wasserstoff und Brennstoffzelle tonangebend werden.
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Das Mitführen von Wasserstoff ist zwar in Form von Hochdrucktanks schon weitgehend gelöst, trotzdem ist das Thema Reichweite auch beim Wasserstoffantrieb präsent aber immerhin nicht brisant wie beim rein batterieelektrischen Antrieb. Wie Hyundai mit dem wasserstoffbetriebenen iX35 FCEV schon gezeigt hat und auch Toyota mit dem Mirai jetzt eindrucksvoll bestätigt: Wasserstoff als Fahrzeugantrieb ist auch in Serie machbar und sinnvoll.

Vorne der Antrieb mit 154-PS-Elektromotor, unter den Vordersitzen die Brennstoffzelle, unter der Rücksitzbank und zwischen den Achsen die Wasserstofftanks. Darüber Batterien und Leistungselektronik.
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Viele Herausforderungen im Alltag sind jedenfalls vom Elektroauto her bekannt: Auch hier verlangen sehr tiefe und sehr hohe Temperaturen Kreativität von den Ingenieuren auf vielen Ebenen. Der gute Systemwirkungsgrad geht etwa mit wenig Abwärme einher. Zwar besitzt auch das Brennstoffzellensystem Flüssigkeitskühlung und Wärmetauscher, sicherheitshalber sind aber elektrische Sitz- und Lenkradheizung serienmäßig.

Österreich ist kein Zielland

Obwohl Wasserstofftankstellen bisher nur als Pilotanlagen bestehen, sind die geplanten Produktionszahlen beim Mirai ambitioniert. Im Vorjahr wurden bereits insgesamt 700 Stück verteilt, für dieses Jahr sind 2000 Stück geplant, 2017 soll der Absatz auf 3000 Stück gesteigert werden, eine konkrete Planung darüber hinaus gibt es derweil nicht. Zielländer sind Japan, USA und größere EU-Länder, Österreich ist nicht dabei.

Die Heckansicht des Mirai ist gewöhnungsbedürftig.
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Ein Knackpunkt liegt weit jenseits der Technik fürs Fahrzeug an sich. Es geht um die Wasserstoffversorgung, und das wird auch noch länger so bleiben. Eine Wasserstofftankstelle ist technisch ungleich aufwendiger und teurer. Wichtig ist auch, dass die Energiepolitik dahinter in die richtige Richtung geht, damit eine Abkehr von fossilen Energieträgern auch tatsächlich eintritt. Man kann zur elektrolytischen Wasserstoffherstellung sehr gut Überschussstrom aus Wind- und Solarkraftwerken verwenden, man kann ihn aber auch – derzeit noch viel billiger – aus Fracking-Erdgas herstellen.

Der helle Innenraum wirkt sehr freundlich.
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Theorie und Wirklichkeit

Du steigst also in dieses Auto ein und fühlst dich gleich wie zu Hause oder genauer gesagt wie in einem Prius. Mit dem mittlerweile legendären Mäusepfötchen-Stick legst du den Drive-Modus ein, der Wagen rollt los, allerdings schaltet sich kein Benzinmotor zu, der Antrieb verharrt im Elektromodus und beschleunigt mit summend-singendem Begleitgeräusch. Bis du wieder heimkommst, ändert sich nichts mehr: Alles Prius. Theoretisch käme man ungefähr 500 Kilometer weit, aber die Wirklichkeit ist auch okay, 300 Kilometer ohne weitere Beunruhigung durch eine abstürzende Reichweitenanzeige sind sicher. Die Fahrleistungen wie von der jüngsten Generation Elektroautos gewohnt: Enormer Schub durch 335 Newtonmeter Drehmoment praktisch in jeder Lebenslage. (Rudolf Skarics, 26.1.2016)

Nachlese:

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