Eine leistbare Wohnung in Paris zu finden ist nahezu unmöglich. Immer wieder werden Fälle von Mietern bekannt, die für nur wenige Quadratmeter Wohnraum Wuchermieten bezahlen. Die Stadt reagiert aber auf das zu knappe Angebot: Leerstehende Büroflächen werden seit längerem besteuert, das Umwandeln von Büroflächen in Wohnraum wurde erleichtert (DER STANDARD berichtete).

Nun gibt es einen weiteren Lösungsansatz: Dank eines neuen Gesetzes, dem "Loi Alur" ist es nun einfacher, Dächer aufzustocken. So sollen, so die Hoffnung, Wohnungen zu Preisen, die 40 Prozent unter dem gängigen Marktpreis liegen, entstehen – und zwar in Form von vorgefertigten Wohnboxen, die Bestandsgebäuden in der Innenstadt aufgesetzt werden.

Mehrere solche Projekte befinden sich derzeit in Planung, eines – unweit des Quai de Valmy im zehnten Arrondissement gelegen – soll laut den verantwortlichen Stéphane Malka Architects in den nächsten acht bis 12 Monaten fertig werden.

Visualisierung: Stéphane Malka Architecture

Entwickelt wurde die Idee vom sozialen Unternehmen "Les Toits du Monde" ("Dächer der Welt"), das sich mit den erwähnten Stéphane Malka Architects zusammengetan hat. Das Unternehmen wird von der Stadt gefördert und stellt Eigentümern, die sich so eine Aufstockung vorstellen können, Planer, Anwälte, Architekten und Immobilienmanager zur Seite.

Visualisierung: Stéphane Malka Architecture

Hauseigentümer können sich bei "Les Toits du Monde" bewerben. Wenn sie die Anforderungen erfüllen, dann überlassen sie der Organisation ihr Dach – und bekommen im Gegenzug substanzielle Renovierung für ihr Haus – etwa eine bessere Wärmedämmung, eine neue Fassade oder neue Aufzüge.

Die Plusenergie-Wohnungen werden vorgefertigt und sind dank modularer Bauweise auch erweiterbar. Die Wohnungen werden in einer Stahlkonstruktion befestigt. Derzeit befinden sich drei solcher Apartments mit einer Gesamtfläche von 240 Quadratmetern in Arbeit, insgesamt 680.000 Euro werden dafür veranschlagt.

Visualisierung: Stéphane Malka Architecture

Auf ihrer Webseite präsentiert die Organisation bereits weitere Projekte, die sich in der Pipeline befinden: Ein Duplex zum Beispiel, dessen Errichtung 194.000 Euro kosten soll oder gleich zwölf Wohnungen, die sich in vier Stockwerken über dem Bestandshaus erheben sollen. Auch Pläne für Büroflächen auf Bestandsgebäuden gibt es.

Visualisierung: Stéphane Malka Architecture

Ästhetisch dürften die Wohnboxen zwar nicht jedermanns Geschmack treffen – das Interesse an den Apartments ist laut Medienberichten aber enorm.

Das Bauen auf den Dächern von Paris sei nicht nur eine ökonomische und ökologische Lösung, sagt man bei "Les Toits du Monde". Es sei auch eine Methode, um gegen Zersiedelung anzukämpfen und eine Möglichkeit, eine neue Sichtweise auf Paris zu gewinnen. (zof, 4.2.2016)

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