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Hinterbliebene hinterließen Blumen am Tatort.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/TASOS KATOP

Chicago – Ein für den Fahrdienst Uber tätiger Mann, der im US-Staat Michigan offenbar wahllos sechs Menschen erschoss, ist wegen Mordes angeklagt worden. Ein Richter verlas die Vorwürfe am Montag bei einer Anhörung, der mutmaßliche Schütze war per Videoleitung aus dem Gefängnis zugeschaltet. US-Präsident Barack Obama forderte erneut eine Verschärfung der Waffengesetze.

Der 45-jährige Jason Brian Dalton steht unter Verdacht, in der 76.000-Einwohner-Stadt Kalamazoo rund 190 Kilometer westlich von Detroit am Samstag an drei verschiedenen Orten auf Passanten geschossen zu haben – nahe einem Restaurant, vor einer Autohandlung und vor einem Wohnkomplex. Sechs Menschen wurden tödlich getroffen, eine Frau und eine Jugendliche wurden schwer verletzt.

Bei der Anhörung sagte Dalton kein Wort. Neben sechsfachem Mord wird ihm auch zweifacher versuchter Mord sowie illegaler Schusswaffengebrauch in acht Fällen vorgeworfen. Ein nächster Gerichtstermin wurde für den 10. März angesetzt. Bei einer Verurteilung droht dem Mann eine lebenslange Haftstrafe.

Keine Hinweise

Uber bestätigte, dass der mutmaßliche Täter für den Dienst unterwegs gewesen sei, bei dem Kunden über ihr Smartphone eine Mitfahrgelegenheit bestellen können. Demnach wurde der Mann von der Firma überprüft, dabei habe es keine Hinweise auf eine kriminelle Vergangenheit gegeben. Uber habe sich an die Polizei gewandt, um bei den Ermittlungen zu "helfen, wo wir nur können", erklärte Sicherheitschef Joe Sullivan.

"Das ist der schlimmste Albtraum – dass jemand einfach durch die Gegend fährt und wahllos Menschen erschießt", sagte Kalamazoos stellvertretender Sheriff Paul Matyas. Möglicherweise nahm Dalton zwischen den Bluttaten Fahrgäste mit, wie CNN berichtete. Der mutmaßliche Schütze war in der Nacht zum Sonntag festgenommen worden, über sein Motiv wurde gerätselt. Medienberichten zufolge arbeitete der Vater von zwei Kindern früher im Versicherungsbereich.

Uber-Fahrt vor Schießerei

Ein Mann berichtete einem örtlichen TV-Sender, dass er den Wagen des 45-Jährigen zwei Stunden vor dem ersten tödlichen Zwischenfall nur mit Mühe verlassen konnte, weil der Mann halsbrecherisch gefahren sei und nicht habe anhalten wollen. Er habe die Polizei informiert, und seine Freundin habe ein Foto des Fahrers auf Facebook gepostet, um andere Menschen zu warnen, berichtete Matt Mellen dem Sender WWMT.

Schärfere Waffengesetze

In den vergangenen Jahren sorgte eine ganze Reihe von Bluttaten in den USA für Entsetzen. Obama konnte sich mit seiner Forderung nach einer strikteren Begrenzung des Zugangs zu Waffen aber trotzdem nicht gegen die republikanische Mehrheit im Kongress durchsetzen. Am Montag verlangte er erneut, die Waffengesetze zu verschärfen.

"Eine weitere unserer Gemeinden ist durch Waffengewalt terrorisiert worden", sagte der Präsident bei seinem Jahrestreffen mit den Gouverneuren aus den Bundesstaaten. "Wir werden mehr tun müssen, wenn wir unschuldige Amerikaner schützen wollen. Und ich gehe davon aus, dass Sie alle genauso wie ich einfach überdrüssig sind, diese Dinge in Ihren Staaten passieren zu sehen."

Obama sagte, dass er mit Behördenvertretern in Kalamazoo telefoniert und die Unterstützung der Bundesregierung bei den Ermittlungen angeboten habe. Insgesamt werden in den USA pro Jahr etwa 30.000 Menschen mit Schusswaffen getötet. (APA, 23.2.2016)