Heu ist ein hervorragendes Füll- und Dämmmaterial oder eignet sich nach getaner Gartenarbeit als gemütliches Biobett.

Illustration: Dennis Eriksson

Ziegenfutter oder Dämm-Material?

Foto: apa/dpa/Rumpenhorst

Alles ist in Bewegung, Völker, Lieferdienste und natürlich wieder die Amseln. Beim Gartler tut sich auch einiges. Über die lauen Wintermonate hinweg ist sein Entschluss gereift, den freien Raum zwischen zwei Hochbeeten mit einem weiteren Hochbeet zu füllen – die beiden bestehenden quasi zu verbinden, eine hochbeetene Brücke zu bauen und die Lücke horticobotanisch zu schließen.

Als er unlängst einen Komposter aus Holz zerlegt hat, wollte er diesen zum Hochbeet ummodeln. Beim Abbau des Komposters, zwecks Ernte feinsten Humus, musste der Gartler jedoch seufzend feststellen, dass der gesamte Grünschnitt eines Beets, lange, sonnenverdörrte Gras- und Wildkrauthalme, quasi Heu, unverdaut blieb. Wattewolken gleich, verstopften die nicht verrotteten Grasschichten den Komposter.

Gartler und Sammler

Dem Gartler blieb nichts anderes übrig, als das Heu mühsam per Hand zu entfernen und, wie es sich für einen Sammler gehört, beiseitezulegen. Wer weiß, dachte er sich, wozu man das noch einmal brauchen könne.

Dieser Moment kam früher als erwartet. Der Gartler baut nun das neue Hochbeet aus den alten zusammensteckbaren Brettern des Komposters und bemerkt, dass die Abstände zwischen den Latten viel zu groß sind. Es bleiben Lücken von gut und gerne 15 Zentimetern offen. Da würde ja all die mühsam angeschleppte und eingefüllte Erde wieder herausrieseln.

Nur ein wenig innehalten, einen Schluck Bier – und "Heureka!" – die Lösung ist gefunden: Der Gartler schichtet die Erde bis zu den breiten Schlitzen zwischen den Latten auf und baut darin ein Nest aus altem Heu. Der Rand des Nestes verschließt von innen die Schlitze, darauf kommt wieder eine Schicht Erde und dann wieder ein Nest aus dem Heu.

Heu oder Highend

Dort, wo trotzdem ein wenig Erdreich zwischen den Lattenschlitzen herausrieselt, verstopft der Gartler die Lücke mit Heu, aber diesmal von außen.

Von seiner ausgefuchsten Tätigkeit komplett übermannt, bemerkt der Gartler nicht, wie die heimlich durch die Hecke spechtelnde Gärtnerin von nebenan einseitig die Braue hebt, leise den Kopf schüttelt und sich in der Folge ihrem Highend-Hochbeet um viele Hundert Euro widmet. Ob sie dieselbe Freude dabei empfindet?

Der Gartler ist jedenfalls voll im Flow und freut sich wie der Schneekönig, dass auch das Schlechte sein Gutes hat: Hätte er nicht den klassischen Fehler begangen und seinen Komposter mit viel zu viel langem Grasschnitt verstopft, könnte er nun sein neues, improvisiertes Hochbeet nicht rieselsicher gestalten. So geht nachhaltiges Garteln! (Gregor Fauma, RONDO, 11.3.2016)