Junge Menschen für sein Unternehmen zu begeistern, mit dieser Mission lud der deutsche Unternehmer Henning Zoz Schüler und Schülerinnen zu einem Symposium für Nanotechnologie in Wenden im Sauerland. Aber diese Mission ist wohl gescheitert.

So schrieb Zoz in einem Einladungs-E-Mail an lokale Schulen, über das Spiegel online berichtet: "Wir richten uns nicht an Menschen mit bunten Haaren, Blech im Gesicht und jene, die die Füße nicht heben und die Hose kaum auf den Hüften halten können und/oder eines ordentlichen Sprachgebrauches kaum mächtig sind." Als "Aushängeschild Deutschlands in der Welt" würden die Veranstalter "angemessene Kleidung und Auftreten" erwarten.

"Keine Silbe zurücknehmen"

Das sorgte dafür, dass der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Garrelt Duin – der eigentlich eine Eröffnungsrede halten hätte sollen – sein Kommen kurzfristig absagte. "Ich kannte diese Einladung nicht, finde sie auch vollkommen daneben. Ich hatte zugesagt, weil ich Herrn Professor Zoz als innovativen Unternehmer kenne. Seine 'Gesichtskontrolle' verleiht der Veranstaltung einen Charakter, den ich nicht billigen oder gar unterstützen möchte. Ich habe daher meine Teilnahme abgesagt", wird der Minister auf "Spiegel online" zitiert.

"Wir richten uns nicht an Menschen mit bunten Haaren, Blech im Gesicht und jene, die die Füße nicht heben und die Hose kaum auf den Hüften halten können", schrieb ein Firmenchef in einer Einladung zu einer Veranstaltung.
Foto: iStock

Trotz Kritik will Zoz offenbar "keine Silbe zurücknehmen". Wie deutsche Regionalzeitungen berichten, meinte er zwar, dass er für seine Worte nicht den Rahmen der Veranstaltung hätte nutzen sollen ("Das hätte ich nur als Privatmann oder Unternehmen tun dürfen"), pocht aber darauf, dass ein anständiges Auftreten bei Unternehmen selbstverständlich gefordert sei. Sein Appell richte sich auch an Eltern, Piercings und Tätowierungen bei Kindern nicht zuzulassen. Zoz zur "Bild"-Zeitung: "Kinder haben ein Recht auf Unversehrtheit. Dafür sind die Eltern verantwortlich."

Wie die Zeitung "Der Westen" berichtet, freue sich der Firmenchef sogar über die Diskussion, die er mit seinen Aussagen ausgelöst hat. Er habe betont, "dass es ihm nicht um Äußerlichkeiten gehe, aber dass er das Erscheinungsbild als Zeichen einer inneren Einstellung betrachte".

Auch gegenüber einer jungen Engländerin, die sich für einen Job beworben hatte, hieß es unlängst: Nein, leider doch nicht. Der Grund waren ihre Tattoos.
Foto: iStock

Jobsuche: Schwerer mit Tattoo

Dass Menschen mit Tattoos oder Piercings in der Arbeitswelt mit großen Nachteilen konfrontiert sind, ist nicht selten. So zeigte etwa eine Umfrage des Karriere-Netzwerkes Xing, dass Recruiter Piercings und Tattoos negativ wahrnehmen. 47 Prozent der 460 befragten Personalentscheider sind demnach der Ansicht, dass sichtbare Piercings auf Profilbildern nichts verloren haben. Für nur elf Prozent sind sichtbare Tattoos in Ordnung.

Als sie angab, mehrere Tattoos auf den Händen zu haben, zog unlängst auch ein Unternehmen eine Jobzusage an eine junge Engländerin, Claire Shepherd, zurück. Auf Twitter appellierte Shepherd darauf hin, dass sogenanntes "Tattoo Shaming" – also die Diskriminierung von Tätowierten – aufhören müsse. (lib, 9.3.2016)