Das für die Infektion verantwortliche Bakterium Chlamydia trachomatis (orange-grün) lebt als Parasit in menschlichen Wirtszellen.

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Kondome sind der beste Schutz, um sich vor einer Ansteckung zu schützen.

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Sie sind jung und meist weiblich: Rund zwei Drittel der 396.000 in Europa gemeldeten Chlamydienpatienten im Jahr 2014 waren zwischen 15 und 24 Jahre alt. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer, ein Unikum unter den Geschlechtskrankheiten in Europa. Ein Grund dafür kann sein, dass Frauen im Allgemeinen öfter als Männer getestet werden, da ihr Risiko für Komplikationen wie entzündliche Beckenerkrankungen und Unfruchtbarkeit höher ist.

"Chlamydien sind einfach zu diagnostizieren und können wirksam mit Antibiotika behandelt werden. Im schlimmsten Fall schädigen sie aber die Fortpflanzungsorgane der Frau irreversibel", sagt Andrea Ammon, Direktorin des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC). "Es gibt keinen Impfstoff und nach der Behandlung der Krankheit kann man sich erneut infizieren, sofern keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden." Eindämmen könne man die Infektion nur durch Prävention und die wirksame Behandlung der Erkrankten und ihrer Partner.

Asymptomatischer Verlauf

Das größte Problem: Viele Infektionen bleiben unerkannt, weil sich keine Symptome zeigen. Bei rund 70 Prozent der weiblichen und der Hälfte der männlichen Betroffenen verläuft die Krankheit ohne Anzeichen wie Ausfluss, Jucken oder Schmerzen im Genitalbereich. Die Anzahl der Infizierten dürfte deshalb wesentlich höher sein. Ein weiteres Problem: Diese infizierten Personen sorgen für die weitere Verbreitung der Infektion, indem sie etwa durch ungeschützten Geschlechtsverkehr ihren Sexualpartner anstecken.

Daher sind Stichprobentests wichtig, heißt es vonseiten des ECDC. Zuvor sollte jedoch für vorbeugende Maßnahmen gesorgt werden, sagt Ammon: "Gute Primärprävention wie Gesundheits- und Sexualerziehung oder die Verteilung von Kondomen sind das Wichtigste." Seit der Veröffentlichung der Leitlinien 2009 hat sich die Chlamydienkontrolle in der EU und im europäischen Wirtschaftsraum verbessert: Im Jahr 2012 fehlten nur noch in sechs von 28 Mitgliedsstaaten organisierte Prävention und Kontrolle, 2007 waren es noch elf Länder.

Häufigste gemeldete Geschlechtskrankheit

Der Anstieg an Chlamydienfällen in ganz Europa spiegelt die Umsetzung der nationalen Kontrollprogramme wider: Konkret haben sich die registrierten Infektionen zwischen 2010 und 2014 um fünf Prozent erhöht. Die konstant hohe Chlamydien-Ansteckungen (rund 180 Personen pro 100.000 Einwohner in den letzten fünf Jahren) weisen aber auch darauf hin, dass die Auswirkungen der aktuellen Kontrollen auf die allgemeine Krankheitslast sehr begrenzt sind.

Mit mehr als 3,2 Millionen gemeldeten Fällen zwischen 2005 und 2014 bleiben Chlamydien die am häufigsten gemeldete sexuell übertragbare Infektion in ganz Europa. Die jüngsten verfügbaren Daten über alle fünf Geschlechtskrankheiten unter EU-Überwachung (Chlamydien, Gonorrhö, Syphilis, angeborene Syphilis und Lymphogranuloma venereum) sind jetzt im interaktiven ECDC-Überwachungsatlas der Infektionskrankheiten verfügbar. (red, 13.3.2016)