Den Weg zur Eizelle legen Spermien schwimmend zurück. Geleitet werden sie dabei vom Hormon Progesteron, das die Eizelle aussendet.

Foto: Carin Cain (image concept by Polina Lishko and Yuriy Kirichok)

Berkeley – Spermien haben einen relativ weiten Weg bis sie zur Eizelle finden. Unterstützt werden sie dabei von "chemischen Wegweisern", sogenannten Lockstoffen, die von der Eizelle ausgesandt werden. Dieses raffinierte System wurde bereits vor 100 Jahren bei Seeigeln entdeckt. Wissenschafter fanden heraus, dass Lockstoffe die Schwimmbewegungen der Spermien steuern, indem sie deren Kalzium-Haushalt verändern.

Beim Menschen dürfte das weibliche Geschlechtshormon Progesteron der Eizelle den Spermien den Weg weisen. Am Ziel angelangt, wartet allerdings noch eine gewaltige Hürde: die Schutzhülle der Eizelle muss durchbrochen werden. Damit das gelingen kann, ändert das Spermium seine Bewegung. Es peitscht seinen Schwanz schnell hin und her, statt ihn wie zuvor in Form einer Sinuskurve zu bewegen. Um in die Eizelle eindringen zu können, braucht es diesen sogenannten "Power-Kick", wie Forscher der University of California in Berkeley berichten.

Unisex-Verhütung

Wissenschafter um die Zellbiologin Polina Lishko konnten nun den Mechanismus entschlüssen, der den Turbo-Boost auslöst. Am Schwanz der Spermien befinden sich Tausende von Proteinrezeptoren. Je näher Spermien der Eizelle kommen, desto höher wird die Progesteronkonzentration. In unmittelbarer Nähe der Eizelle ist sie am höchsten, so dass die Rezeptoren aktiviert werden. Die Forscher fanden heraus, dass Progesteron an das Enzym ABHD2 bindet, und so die veränderte Bewegung in Gang setzt.

Die Zellbiologen wollen dieses Wissen nun zur Entwicklung einer Unisex-Verhütungsmethode nutzen. Erklärtes Ziel ist ein Kontrarezeptivum, das sowohl von Männern als auch von Frauen eingenommen werden kann, so die Autoren der Studie.

Denkbar wäre etwa ein Mittel , das die Rezeptoren an den Spermienschwänzen inaktiviert. Oder anders herum: "Wenn man Progesteron davon abhält, den Power-Kick auszulösen, wären die Spermien nicht in der Lage sein, die Eizelle zu erreichen oder zu befruchten", erklärt Co-Autorin Melissa Miller. Allerdings müssen die Forscher noch prüfen, ob Progesteronrezeptoren auch an anderen Stellen im Körper vorkommen und an wichtigen Mechanismen beteiligt sind. (gueb, 23.3.2016)