In der Traglufthalle in Hall sind rund 240 Asylwerber untergebracht. Tirol erfüllt seine "Flüchtlingsquote" derzeit nur zu 85 Prozent.

Foto: Plattform Bleiberecht Innsbruck

Innsbruck – Wie ein Iglu ragt die Traglufthalle aus dem Matsch. Sie besteht aus einer Bodenplatte und fester Folie, darunter wird leichter Überdruck erzeugt, wodurch sie sich aufbläst. Seit Februar steht der provisorische Bau in Hall in Tirol. Im Inneren der Blase wurden inzwischen rund 240 Flüchtlinge untergebracht – hauptsächlich Familien mit Kindern. Es ist derzeit das einzige Gebilde dieser Art in Österreich, das Asylsuchenden als Unterkunft dient. In Tirol sollen alsbald vier weitere Traglufthallen zum Einsatz kommen.

Die Flüchtlingsorganisation Plattform Bleiberecht Innsbruck spricht nun aber von "untragbaren Zuständen" in Hall. Mehrere Informanten, die namentlich nicht genannt werden wollen, würden zahlreiche Missstände beklagen. So sollen dort bereits einige Mitarbeiter der Tiroler Sozialen Dienste (TSD) erkrankt sein – und die Flüchtlinge dadurch mehr oder weniger sich selbst überlassen werden. Aufgrund der trockenen Luft in der Halle würden die Schleimhäute angegriffen, was zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führe.

Keine Messer erlaubt

Grundsätzlich ist die Unterkunft als "Selbstversorgungsheim" angelegt – die Flüchtlinge haben dort also die Möglichkeit, zu kochen und sich zu verpflegen. Aus Sicherheitsgründen ist es den Bewohner allerdings nicht erlaubt, Messer oder Wasserkocher zu verwenden. "Diese Vorschrift wurde von der Polizei eingefordert", sagt die zuständige Tiroler Landesrätin Christine Baur (Grüne). Derzeit würden vier Mitarbeiter die Traglufthalle betreuen.

Die meisten anderen Anschuldigungen der Flüchtlingsorganisation kann Baur nicht entkräften, sie betont aber, dass es sich um eine Notunterkunft handle.

Laut der Plattform Bleiberecht seien mehrere schwangere Frauen in Hall untergebracht, sie würden "auf engstem Raum" mit Kindern leben, die an Windpocken erkrankt waren – eine Infektion mit dem Virus kann in der Schwangerschaft gefährlich werden. "Wir werden schnell übersiedeln, sobald wir genügend Alternativen haben", sagt Baur.

Sechs Asylwerber pro Koje

Die 26 Quadratmeter großen Kojen der Traglufthalle sind mit drei Stockbetten, Schränken, Tisch und Kühlschrank ausgestattet und jeweils für sechs Asylwerber gedacht – nach oben hin sind sie offen. "Geräusche aus der ganzen Halle sind zu hören, es gibt keinerlei Privatsphäre", beanstandet die Plattform Bleiberecht. Baur hält die Unterbringung dort für "immerhin besser als in Turnhallen oder Gemeindesälen". Auch die Uno-Flüchtlingsbehörde habe bescheinigt: Als Notunterkunft sei die Traglufthalle geeignet. (Katharina Mittelstaedt, 26.3.2016)