Virtuelle Rekonstruktionen der castra singularis.

Illustration: 7reasons / IKAnt / LBI ArchPro
Illustration: 7reasons / IKAnt / LBI ArchPro

Carnuntum – Die Römerstadt Carnuntum in Petronell ist um eine weitere archäologische Attraktion reicher: Im Südbereich des Statthalterpalastes wurden per Bodenradar und Magnetfeldsensoren die vermutlichen Quartiere für die Leibgarde des Statthalters der Provinz Pannonien lokalisiert.

Im Jahr 2012 hat das Ludwig Boltzmann Institut für archäologische Prospektion und virtuelle Archäologie unter der Leitung von Wolfgang Neubauer im Auftrag des Landes Niederösterreich das Projekt "Gesamtprospektion Kernzone Carnuntum" gestartet, in dessen Verlauf bereits die Gladiatorenschule und Marschlager zutage traten. Derzeit werde der "riesige" Datensatz ausgewertet. Neubauer sprach von der größten Untersuchung bisher, die nun "Großes" sichtbar machte – und es sei noch sehr viel verborgen.

techlab7reasons

Die Garde-Quartiere – an der westlichen Peripherie von Bad Deutsch Altenburg – lagen zwischen dem campus, dem Übungsplatz der Legion, und dem praetorium, Amtssitz des oberpannonischen Provinzstatthalters. Das ummauerte Areal dieser sogenannten castra singularis umfasste eine Fläche von rund 1,8 Hektar, identifiziert wurden sechs bis sieben Mannschaftsbaracken, was laut Neubauer auf eine Stärke von 400 bis 500 Mann schließen lasse.

Die castra war Teil eines riesigen Gebäudekomplexes, in dem der Verwaltungssitz der damaligen römischen Provinz Pannonien angesiedelt war. Carnuntum wuchs im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung vom Lager zur Stadt an. Die gesamte römische Stadt erstreckte sich über zehn Quadratkilometer.

Archäologischer Dauerbrenner

Carnuntum sei bisher der einzige Standort im einstigen Imperium Romanum, wo der Statthaltersitz und seine "Bewachungstruppe" verortet wurden. Selbst in Rom seien die Hinweise auf die Prätorianergarde des Kaisers spärlich, nur eine kleine bauliche Struktur in Lambaesis in Algerien könnte auf Ähnliches hindeuten.

"Carnuntum ist ein 'Dauerbrenner'", sagte Franz Humer, wissenschaftlicher Leiter der Römerstadt Carnuntum (vormals als Archäologischer Park bezeichnet). Seit beinahe 30 Jahren ist er hier tätig, und fast jedes Jahr kämen wissenschaftliche Highlights dazu. Die nun entdeckte Garde des Statthalters soll, wie Geschäftsführer Markus Wachter ankündigte, im Rahmen einer Ausstellung 2017 präsentiert werden. (APA, red, 30. 3. 2016)