Lissabon – Das Datenblatt ist eindeutig auf der Seite von Porsche. Der neue Boxster ist steifer, in der Lenkung direkter, vor allem aber ist er schneller. Unglaubliche 16 Sekunden nahm er seinem Vorgänger auf der Nordschleife ab. Das kommt daher, dass er stärker ist. Er hat mehr Leistung, mehr Drehmoment – ist gleichzeitig aber sparsamer. Nur beim Gewicht, da hat sich nicht viel geändert. Ganz neu sind allerdings Motor, Name und Optik. Aber schön der Reihe nach:

Foto: Porsche

Wegen immer strenger werdender Abgasgrenzwerte verzichtete Porsche im neuen Boxster auf die Sechs-Zylinder-Saugmotoren und baute sich stattdessen aufgeladene Vier-Zylinder-Boxer zusammen. O tempora, o coleoptera.

300 PS leistet der 2,0 Liter große Motor im Boxster, 350 PS holt Porsche aus 2,5 Liter Hubraum im Boxster S. Das sind in beiden Fällen 35 PS mehr als beim Vorgänger. Der Boxster legt mit dem Wastegate-Turbo 100 Newtonmeter beim Drehmoment zu, der S mit Wastegate und VTG-Lader 60. Für die Beschleunigung von null auf 100 km/h braucht der zivile Boxster 4,7 Sekunden und ist damit 0,8 Sekunden schneller geworden, der S schafft den Spurt 0,6 Sekunden schneller als sein Ahn in 4,2 Sekunden.

Foto: Porsche

Damit die Wehklagen über die kupierten zwei Zylinder nicht allzu hörbar werden, hat Porsche ein paar Kunstgriffe getan. Ein Teil der Arbeit lag anscheinend bei den Sound-Ingenieuren. Denn der Viererboxer klingt gar nicht wie ein moderner Käfer, sondern wie ein bitterböser Sportwagen, dem man grad kalt lächelnd die Vorfahrt genommen hat. Vor allem, wenn man neben dem Ganghebel auf den Knopf mit den zwei Endrohren drückt. Dann gehen die Auspuffklappen in die Brüllstellung, und im Boxster verhallen alle Klagen im Nichts.

Foto: Porsche

Um den Rest kümmerte sich die Werbeabteilung, die kurzerhand aus dem Boxster – und auch dem Cayman – einen 718er machte.

718, das war in den 1950er-Jahren ein erfolgreicher Rennsportwagen mit Vier-Zylinder-Boxer-Mittelmotor. Der 718 RS 60, hier am Foto, war vierfacher Klassensieger in Le Mans, der 718 RSK gewann 1959 und 1960 die Targa Florio, 1960 die 12 Stunden von Sebring und gleich viermal die Europa-Bergmeisterschaften.

Foto: Porsche

Und weil ein wenig Legendenglanz einem Sportwagen nicht schaden kann, driftet wie zufällig Walter Röhrl einen 718 Boxster S auf genau dem Flugfeld, auf dem uns Porsche eine Pylonenstraße zum Slalomfahren hingestellt hat. Es geht unter anderem darum, das PSM-Fahrwerk mit 20 Millimeter Tieferlegung, das es erstmals im Boxster gibt, zu testen.

Foto: Porsche

Ganz neu ist auch die Außenansicht des 718er, auch wenn er trotzdem sofort als Boxster zu erkennen ist. Nur Windschutzscheibe, Kofferraumdeckel und das Verdeck wurden vom Vorgänger übernommen. Der 718 Boxster hat größere Kühleinlässe, Bi-Xenon-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht oder optional die LED-Scheinwerfer. Am auffälligsten sind die Neuerungen am Heck. Akzentleiste nennt Porsche die Zierspange. An dieser wird der Laie den Vierzylinder erkennen und mit dem Finger darauf zeigen. Aber die Zeiten ändern sich, das hat auch die 911er-Geschichte gezeigt. Und diese Legende lebt auch immer noch sehr gut – trotz oder gerade wegen all der Neuerungen. (Guido Gluschitsch, 8.4.2016)

Foto: Porsche

Nachlese

Cabrios: Wir sind da ganz offen

Porsche 718: Vier gewinnt im Boxster und Cayman

Porsche 911: Tanz auf dem Vulkan

Audi TTS: Krawall Nervensache


Link

Porsche

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.