Bild nicht mehr verfügbar.

Axl Rose springt bei AC/DC ein.

Foto: EPA/FELIPE TRUEBA

Im Orden Rock 'n' Roll herrscht Aufruhr. Von ersten Lossagungen wird berichtet, selten sei die Gemeinde so geprüft worden, heißt es. Die Prüfung besteht in der am Wochenende von der australischen Band AC/DC bekanntgegebenen Nachricht, dass Axl Rose auf der laufenden Welttournee den erkrankten Sänger Brian Johnson ersetzen wird. AC/DC wären bescheuert, am Ende oder von allen schlechten Geistern verlassen, Rose ans Mikro zu holen. "Lieber Gürtelrose als Axl Rose", hieß es opferbereit.

Axl Rose ist Sänger der US-Band Guns N' Roses. Er gilt sogar innerhalb seiner Fangemeinde als eitler Tyrann und genießt Sympathiewerte, die in der Nähe jener von Geschlechtskrankheiten rangieren. Das ließe zwar auf einen den Rock 'n' Roll kollateral begleitenden Lebensstil schließen, doch schlimmer wiegt, dass Guns N' Roses als Antithese zu AC/DC betrachtet werden.

Während die Australier knochentrockenen, harten Rock spielen, sind Rose und seine gerade reformierten Kumpel so etwas wie die Königspudel des Hardrock. Den Pudelvergleich trug der aus Los Angeles stammenden Band ihr Aussehen während der 1980er-Jahre ein, als sie unter beträchtlichem Einsatz von Haarspray Frisuren trugen, die Greenpeace und jede Friseursinnung seit Jahren untersagen.

Dazu haben sich Rose und Co zahlreicher Vergehen nach dem Powerballaden-Verbotsgesetz schuldig gemacht mit pathosschwangeren Blähungen wie November Rain, Don't Cry oder dem Bob-Dylan-Cover Knocking On Heavens Door. Derlei wurde im Hause AC/DC bisher mit Bierflaschenwürfen geahndet, plötzlich darf der dafür Verantwortliche für sie singen.

Rose wurde am 6. Februar 1962 in Lafayette, Indiana, geboren. Wegen des Namens seines Ziehvaters wuchs er als William Bruce Bailey auf, bis er erfuhr, dass der nicht sein leiblicher Vater war, und seinen Namen änderte.

Mit 20 zog er nach Los Angeles, wo 1985 Guns N' Roses gegründet wurden. Ihr 1987 erschienenes Appetite For Destruction ist das bestverkaufte Debütalbum aller Zeiten, auch die Folgealben verkauften sich millionenfach. Drogen- und Egoexzesse zählten zu den Begleiterscheinungen der Band und zeitigten Abgänge, bis der an bipolarer Störung leidende Rose das letzte Gründungsmitglied war.

AC/DC haben ihre Entscheidung für Axl Rose nicht näher erklärt, aber vielleicht liegt sie ja in dem Song Problem Child begründet. Anders ergibt das keinen Sinn. (Karl Fluch, 19.4.2016)