Krebszellen in der Lunge können durch Tyrosinkinasehemmer in Schach gehalten werden. Das Problem: Die Zellen tricksen die Medikamente aus und werden mit der Zeit wirkungslos.

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Aufnahmen einer Lunge vor und nach der Einnahme von Tyrosinkinase-Hemmern.

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Das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom ist die häufigste Form von Lungenkrebs. In Österreich zeigen sich bei fast 13 Prozent der Patienten molekularbiologische Eigenschaften der Krebszellen, welche diese auf eine bestimmte Form der zielgerichteten Krebstherapie ansprechen lassen. Bei auftretenden Resistenzen gibt es jetzt ein neues Arzneimittel.

"85 bis 90 Prozent aller Fälle von Lungenkrebs treten bei Personen auf, die rauchen oder jahrelang geraucht haben. Bei Frauen ist ein Bronchuskarzinom die dritthäufigste (nach Brust- und Darmkrebs; Anm.), bei Männern die zweithäufigste Krebserkrankung (nach Prostatakrebs: Anm.). Ungefähr 2.800 Männer und 1.700 Frauen erkranken in Österreich jedes Jahr neu an Lungenkrebs. Bei Männern nimmt die Zahl der Neuerkrankungen ab, bei Frauen zu. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass immer mehr Frauen Zigaretten rauchen", stellte Peter Errhalt, Leiter klinischen Abteilung für Pneumologie am Krankenhaus Krems, fest.

Die Prognosen seien düster: Laut Statistik Austria werden sich die altersstandardisierten Mortalitätsraten bis 2030 angeglichen haben. Derzeit liegen diese noch bei 37 Männern bzw. 15 Frauen pro 100.000 Personen gleichen Geschlechts, 2030 werden sie sich auf 25 zu 22 angenähert haben. Über die ganze Welt verteilt erkranken jährlich 1,8 Millionen Menschen, 1,6 Millionen versterben an ihrer Erkrankung. Lungenkrebs ist damit – unter allen Krebsformen – die tödlichste Erkrankung.

Tyrosinkinase hemmen

Vor einigen Jahren wurde mit der ausschließlich nach entsprechenden molekularbiologischen Untersuchungen erfolgenden zielgerichteten Therapie ein neuer Behandlungsansatz gefunden. In Österreich weisen rund 13 Prozent der Patienten Mutationen im Gen für den Rezeptor des Epidermal-Growth-Factor (EGFR) auf, welche sie auf Hemmstoffe gegen die über diesen Rezeptor laufenden Wachstumssignale für die Zellen ansprechen lassen können. Solche Arzneimittel sind beispielsweise Substanzen wie Gefitinib, Erlotinib oder Afatinib. Es handelt sich um sogenannte Tyrosinkinase-Hemmer.

Das Problem liegt aber darin, dass die Mittel binnen neun bis 14 Monaten wieder ihre Wirkung durch Resistenzen verlieren. Dabei werden durch die Therapie Zellen mit Mutationen selektioniert, die unempfindlich für diese Arzneimittel sind.

Diese Resistenzen sind "in 60 Prozent der Fälle" durch die neu auftretende Mutation (T790M) bedingt, betonte Ulrike Setinek vom Pathologisch-Bakteriologischen Institut des Otto-Wagner-Spitals. Genau für diese Patienten wurde vom britischen Pharmakonzern AstraZeneca der Tyrosinkinase-Hemmer Osimertinib als Folgetherapie nach der ersten Verwendung von Arzneimittel auf der Basis der Tyrosinkinase-Blockade entwickelt.

Leben verlängern

In den für die Zulassung des Medikaments durchgeführten Studien wurden 411 Patienten behandelt und deren Daten ausgewertet. "Es konnte eine objektive Ansprechrate (Patienten, bei denen der Tumor kleiner wurde; Anm.) von 66 Prozent sowie ein progressionsfreies Überleben von bis zu elf Monaten beobachtet werden", stellte der Wiener Spezialist Maximilian Hochmair (Otto-Wagner-Spital) fest. Damit lässt sich für die Betroffenen entsprechend mehr Zeit gewinnen. Die EU hat das neue Medikament in einem beschleunigten Verfahren am 2. Februar dieses Jahres zugelassen. (APA, 9.5.2016)