Abgetaucht in die Frühgeschichte Floridas: Ein Archäologe hat einen Knochen eines Mastodons geborgen, das vor mehr als 14.500 Jahren von sehr frühen Siedlern verspeist worden war.

Foto: Brendan Fenerty

Der umstrittene Mastodon-Stoßzahn von Page-Ladson, der zu alt schien, um wahr zu sein.

Foto: DC Fisher, Univ. Michigan Museum of Paleontology

Tallahassee/Wien – Als der "moderne Entdecker" Floridas gilt der spanische Eroberer Ponce de León, der während der Ostertage des Jahres 1513 an der Ostküste des Sunshine State landete. Da Ostern auf Spanisch auch Pascua Florida heißt, bekam die Gegend ihren blumigen Namen: "florido" bedeutet im Spanischen unter anderem blühend.

Der Südosten Nordamerikas war natürlich schon Jahrtausende vor dem Eintreffen der Spanier besiedelt. Davon zeugen zahlreiche archäologische Funde. Die bisher ältesten Hinweise auf menschliche Spuren wurden bisher der Clovis-Kultur zugerechnet und sind 13.200 Jahre alt. Doch nun werfen spektakuläre Funde, die Forscher in einem Fluss bei Tallahassee in der Golfregion Floridas machten, ein neues Licht auf die frühe Besiedlung Amerikas und verlegen das Auftauchen des Menschen im Südosten Nordamerikas deutlich nach vor.

Funde in zehn Meter Tiefe

Die Fundstelle liegt denkbar ungünstig: Es handelt sich um eine Doline, die sich heute im sehr trüben Aucilla River in rund zehn Meter Tiefe befindet. Entdeckt wurde die Doline vom Taucher Buddy Page, der daraufhin Archäologen und auch die Familie Ladson informierte, der das Grundstück gehört – weshalb die Fundstelle Page-Ladson heißt.

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Trotz der widrigen Lage wurde Page-Ladson bereits von 1987 bis 1997 erforscht. Doch die damals geborgenen Objekte – acht Steinwerkzeuge und ein bearbeiteter Mastodon-Stoßzahn – schienen zu alt, um wahr zu sein: Die Funde wurden nämlich in einer 14.000 Jahre alten Erdschicht gemacht, und das hielt man vor 20 Jahren noch für völlig ausgeschlossen.

Ein Team um Michael Waters (Texan A&M University) und Jessi Halligan (Florida State University) hat in den vergangenen Jahren Page-Ladson nun noch einmal erforscht. Halligan, die selbst Taucherin ist, konnte mit professioneller Hilfe zahlreiche weitere Überreste bergen: Steinmesser zum Schneiden von Fleisch, Faustkeile, aber auch Überreste von Tieren der nordamerikanischen Megafauna.

Einer der ertauchten Faustkeile ("Zweiseiter") von Page-Ladson.
Foto: CSFA

Schließlich haben die Archäologen die Funde noch einmal mithilfe neuester Radiokarbonmethoden neu datiert und kamen auf ein Alter von 14.550 Jahren. Das ist um mehr als 1300 Jahre älter als die allermeisten Funde in Nord- und Südamerika, die alle ziemlich genau 13.200 Jahre alt sind. Die Archäologen nahmen auch noch einmal den bereits vor mehr als 20 Jahren ertauchten Mastodon-Stoßzahn unter die Lupe und bestätigten die Bearbeitungen mittels Steinwerkzeugen.

Die Geschichte verändert sich

Für Jessi Halligan ist der Fund "eine große Sache": Sie hatte ursprünglich gedacht, dass man bereits wusste, wann Nordamerika besiedelt worden sei. Doch diese Geschichte verändere sich nun ein weiteres Mal. Nicht nur die Erstbesiedlung muss aufgrund der im Fachblatt Science Advances präsentierten Funde vorverlegt werden: Diese werfen auch ein neues Licht auf das Aussterben der amerikanischen Megafauna.

Bis zum Ende der Eiszeit lebten in Nordamerika neben den Mastodons noch etliche andere große Pflanzenfresser wie etwa Kamele. Eine Theorie zu ihrem Verschwinden lautet, dass sie einem "Blitzkrieg" der eingewanderten Menschen zum Opfer fielen. Die Funde von Page-Ladson hingegen würden zeigen, dass Mensch und Tier zumindest 2000 Jahre lang koexistierten. (tasch, 14.5.2016)